Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Foto: Juliane Francke

Den Stift im Griff haben

Wie funk­tio­niert das eigent­lich richtig?

Paul ist 5 Jah­re alt und soll im nächs­ten Som­mer ein­ge­schult wer­den. Sei­ne Mut­ter als auch Paul berich­ten, dass er sehr unger­ne malt. Die ande­ren Kin­der malen viel mehr und stän­dig bre­chen ihm die Stif­te ab und das Aus­ma­len gelingt auch nicht gut – das alles ärgert Paul sehr. Die Mut­ter ist rat­los: Muss Paul ger­ne oder gut malen kön­nen? Wie soll­te das mit dem Stift rich­tig funktionieren? 

Damit Kin­der im Kin­der­gar­ten gut malen und spä­ter in der Schu­le zügig und les­bar schrei­ben kön­nen, sind eine gute Stift­hal­tung sowie eine ein­deu­ti­ge Hän­dig­keit wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen. Der dyna­mi­sche Drei­punkt­griff gilt als opti­ma­le und rei­fe Stift­hal­tung. Bei die­sem Griff wird der Stift zwi­schen Dau­men und Zei­ge­fin­ger gehal­ten und auf dem Mit­tel­fin­ger abge­stützt, die rest­li­chen Fin­ger ruhen gebeugt in der Hand. Die­ser „Drei-Freun­de-Griff“ ermög­licht die bes­ten moto­ri­schen Kon­troll­mög­lich­kei­ten, sodass der Stift mit einer Kom­bi­na­ti­on aus Arm‑, Hand­ge­lenks- und vor allem Fin­ger­be­we­gun­gen geführt wer­den kann. Somit kön­nen klei­ne For­men und fort­lau­fen­de Mus­ter exakt gezeich­net werden.

Kin­der, die ger­ne malen und regel­mä­ßig üben, ent­wi­ckeln zwi­schen dem 4. und 6. Lebens­jahr eine rei­fe Stift­hal­tung. Sobald Kin­der Schmer­zen beim Umgang mit dem Stift haben, lang­sa­mer als gleich­alt­ri­ge Kin­der malen und schrei­ben oder eine unter­durch­schnitt­li­che Qua­li­tät zei­gen, wie zum Bei­spiel, dass sie zu wenig Details zeich­nen, unge­nau aus­ma­len oder unle­ser­lich schrei­ben, soll­ten sich Fami­li­en Unter­stüt­zung und Rat von Fach­kräf­ten wie zum Bei­spiel Ergo­the­ra­peu­ten holen.

Da Kin­der auch durch Nach­ah­men ler­nen, kön­nen alle Eltern ihre Kin­der bei der Stift­hal­tung unter­stüt­zen, indem sie Vor­bild sind und eben­falls häu­fig mit Stif­ten oder ande­ren Werk­zeu­gen im Bei­sein der Kin­der schrei­ben oder malen. Beson­ders wich­tig ist dies, wenn Kin­der von sich aus nicht ger­ne zum Stift grei­fen und oben genann­te Schwie­rig­kei­ten zei­gen. Gemein­sam mit dem Kind malen hilft, den Umgang mit dem Stift zu üben. Varia­ti­ons­rei­ches Malen, wie zum Bei­spiel mit Mal­sei­fe in der Bade­wan­ne, auf dem Geh­weg mit Krei­de und mit Stö­cken im Sand, för­dert die Krea­ti­vi­tät und die Moti­va­ti­on der Kin­der. Auch fein­mo­to­ri­sche Übun­gen wie Kne­ten, Per­len fädeln, Ste­ckern und klei­ne Tei­le aus ande­ren her­aus­le­sen hilft, die Fin­ger­be­weg­lich­keit zu schu­len. Wich­tig ist dabei immer, die Freu­de der Kin­der zu nut­zen und die kind­li­chen Inter­es­sen spie­le­risch mit einzubinden.


Wel­che Stif­te eig­nen sich besonders?

Wie bei jedem Hand­werk ist auch beim Malen und Schrei­ben wich­tig, mit wel­chem „Werk­zeug“ Kin­der aktiv wer­den. Anfangs sind vor allem drei­kan­ti­ge, dicke Bunt- oder Blei­stif­te beim Erler­nen und Ein­üben einer phy­sio­lo­gi­schen, rei­fen Stift­hal­tung hilf­reich. Dicke Stif­te ermög­li­chen ein ent­spann­tes Grei­fen und Hal­ten des Stif­tes. Sie soll­ten mög­lichst bis zum Ende der 1. Klas­se genutzt wer­den, danach kann, je nach Fähig­keit des Kin­des, der Über­gang zu dün­nen Stif­ten erfolgen.

Haben die Stif­te zusätz­lich eine rutsch­hem­men­de Ober­flä­che, zum Bei­spiel durch Nop­pen, bekom­men die Kin­der durch die­sen Wahr­neh­mungs­im­puls wert­vol­le Rück­mel­dun­gen über ihre Kraft­do­sie­rung. Somit ler­nen die Kin­der bes­ser, wie fest ein Stift gehal­ten wer­den muss oder auch wo weni­ger Kraft ausreicht.

Da Kin­der sehr ger­ne mit kräf­ti­gen Far­ben malen, ist es wich­tig dar­auf zu ach­ten, dass die Stif­te anfangs weich sind und einen sat­ten Farb­ab­strich bie­ten. So haben Kin­der auch bei gerin­gem Kraft­ein­satz Erfolgs­er­leb­nis­se, bei zu star­kem Druck bricht die Mine nicht ab, was Frus­tra­ti­on ver­hin­dert. Wei­che Stif­te geben zusätz­lich über die Stär­ke der Linie eine Rück­mel­dung über den ver­wen­de­ten Stiftdruck. 

Wich­tig ist, auf die Stift­län­ge zu ach­ten. Stif­te soll­ten min­des­tens so lang sein, dass sie über die Dau­men­mul­de hin­aus­ra­gen (ca. 10 cm). Zusätz­li­che Hilfs­mit­tel kön­nen vor­han­de­ne Stif­te opti­mie­ren und hel­fen Kin­dern somit, den Stift bes­ser zu hal­ten und zu führen.

Dazu gehö­ren:

  • Stift­be­schwe­run­gen (Blei­pa­tro­nen, Radier­gum­mi­auf­sät­ze und Tier­köp­fe aus Kne­te auf Stif­ten­de ste­cken): Sie bie­ten einen bes­se­ren Impuls für die kind­li­che Tie­fen­wahr­neh­mung und för­dern das Able­gen des Stif­tes in der Daumenmulde.
  • Griff­hil­fen und Griff­ver­di­ckun­gen ermög­li­chen eine ent­spann­te Stift­hal­tung und ‑füh­rung durch eine opti­mier­te Posi­tio­nie­rung der Finger.
  • Schreib­mur­meln, die beim Schrei­ben vom klei­nen Fin­ger und Ring­fin­ger gehal­ten wer­den, ver­bes­sern das Abstüt­zen der Hand und beein­flus­sen posi­tiv die Muskelspannung.
  • Klei­ne Gum­mis, die straff um die Stift­spit­ze gewi­ckelt wer­den, ver­hin­dern ein Abrut­schen der Fin­ger in Rich­tung Stiftspitze.

Soll­ten Kin­der ab cir­ca der 2. Klas­se auf einen Fül­ler wech­seln, ist es beson­ders rat­sam, die Kin­der meh­re­re Fül­ler aus­pro­bie­ren zu las­sen. Somit kann jedes Kind sel­ber her­aus­fin­den, wel­cher Fül­ler und wel­che Feder zu ihm und sei­ner Hand pas­sen. Eine aus­führ­li­che Stift­be­ra­tung und ‑anpas­sung wird in spe­zia­li­sier­ten Ergo­the­ra­pie­pra­xen angeboten.

Autorin: Julia­ne Fran­cke, Ergo­the­ra­peu­tin
www.ergotherapie-in-potsdam.de

Foto: pri­vat

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