Wenn Sabine Hilbig an ihre Kindheit zurückdenkt, gehören Erlebnisse im Garten immer dazu. Ihr Lieblingsfoto ist das mit dem mächtigen Kürbis, den sie gemeinsam mit ihrer Oma gehegt und gepflegt hat und schließlich ernten durfte. Ganz wichtig damals war ihr eigenes Beet, ein Stückchen Garten, das ganz allein ihr gehörte, für das sie entscheiden konnte, was wachsen sollte. Von ihren Aussaatversuchen fruchteten nicht alle. Aber von Jahr zu Jahr wusste sie mehr über Pflanzen und wie man mit ihnen umgehen sollte – oder eben nicht …
Im warmen Sommer 2018, bei über 30 Grad in der Familienwohnung mit dem kleinen Balkon, reifte bei Sabine Hilbig die Idee: Auch ihre beiden Söhne sollten die Möglichkeit haben, ihre Tage draußen zu verbringen, in der Erde zu wühlen, zu erleben, wie Möhren und Bohnen gedeihen und dann schmecken – ganz besonders gut nämlich. Nachdem einige Hürden überwunden und die Formalitäten geschafft waren, startete Sabine Hilbig mit Mann und Söhnen ins Abenteuer Kleingarten.
Sabine Hilbig hat zunächst im Internet recherchiert. Der Landesverband Brandenburg der Gartenfreunde e.V. hat auf seiner Homepage die Mitgliedsverbände aufgelistet. In Potsdam gibt es den Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde e.V., dem über 140 Vereine in und um Potsdam angehören. Hier findet man Informationen, und, so vorhanden, freie Gärten.
Ganz wichtig bei der Gartensuche: Man sollte sich Gedanken darüber machen, in welcher Entfernung zur Wohnung ein Garten liegen darf und dabei bedenken, dass man ihn regelmäßig aufsuchen will und muss. Anregend und informativ ist es auch, Gartenanlagen anzuschauen. Hat man das Passende für sich im Auge, sollte man sich vor Ort erkundigen. Gespräche, zum Beispiel mit einem Vorstandsmitglied, können Aufschluss darüber geben, ob man mit seinen Vorstellungen zueinander passt.
Um einen Pachtvertrag abzuschließen, muss man Mitglied im Verein werden. Jeder Verein hat eine Satzung, die verbindlich ist. In der Rahmengartenordnung findet man Infos zum Zusammenleben in der Kleingartenanlage und zum Beispiel ganz konkrete Angaben zum Errichten von Gartenlauben und anderen Bauwerken. Auf einem Drittel der Gartenfläche müssen Obst und Gemüse angebaut werden, das sieht das Bundeskleingartengesetz vor.
Die Hilbigs haben sich zunächst für solche Pflanzen entschieden, die einfach im Anbau sind und ziemlich sicher zu einem gewissen Ertrag führen: Kartoffeln, Zuckererbsen und Radieschen zum Beispiel. Die Jungs haben sich Kürbisse gewünscht und auch die sind gelungen.
Die Bilanz der Hilbigs nach der ersten Saison im Kleingarten? Sie haben ihre Entscheidung für das Stückchen Natur in der Stadt nicht bereut. Auch wenn es manchmal anstengend erschien, abends zum Gießen zu fahren und das eine oder andere Vorhaben aufwendiger wurde als gedacht, sind Eltern und Kinder nun eifrige Gärtner*innen. Für Sabine Hilbig eine schöne Bestätigung dafür, dass sie mit ihrer Idee richtig lag.
Infos:
Landesverband Brandenburg der Gartenfreunde e.V.
www.gartenfreunde-lv-brandenburg.de
Kreisverband Potsdam der Garten- und Siedlerfreunde e.V.
www.vgs-kv-potsdam.de
Deutsches Kleingärtnermuseum Leipzig mit verschiedenen Ausstellungen und Außenanlagen
www.kleingarten-museum.de
… bieten für Familien ein hohes Maß an Flexibilität, meist weniger Regeln zur Gestaltung als Kleingartenvereine und, wie der Name schon sagt – viel Gemeinschaft.
Auch Unerfahrene und Menschen ohne „grünen Daumen“ können sich hier zum Miteinander-Gärtnern, Voneinander-Lernen und Pflanzenaustausch treffen. Gegenseitige Unterstützung, gemeinsame Treffen, ein kinderfreundliches Spielumfeld und vieles mehr machen diese Form des Gärtnerns so attraktiv für Familien.
Daher wächst die Zahl der Angebote für diese Art der Gartennutzung und ‑gestaltung stetig an. Verwandt mit dem Urban Gardening, bei dem Flächen in der Stadt spontan oder regelmäßig zum Begrünen genutzt werden, sind die hier vorgestellten Gemeinschaftsgärten eine mehr organisierte Form. Die zur Verfügung stehenden Fächen werden von Vereinen und Einrichtungen verwaltet und es gibt Ansprechpartner*innen, an die man sich wenden kann, um Informationen zum Projekt zu erhalten und ein Stück Anbaufläche nutzen zu können.
Auf der Internetseite transition-potsdam.de findet man im „Gartennetzwerk“ verschiedene Potsdamer Gemeinschaftsgartenprojekte. Es können sich dort auch noch weitere Projekte eintragen lassen und beteiligen.
Wir stellen vier Projekte vor, bei denen Familien besonders willkommen sind und die Möglichkeit haben, andere Familien kennenzulernen und sich auszutauschen.
Auf der Wendeschleife in Drewitz gibt es ein vielseitiges Programm mit Gärtnern, Festen und Workshops. Der Verein StadtrandELFen e.V. organisiert das Angebot, wie zum Beispiel das offene Gärtnern, das mittwochs von 16 bis 18 Uhr stattfindet. Von April bis Oktober sind die Teilnehmenden im Garten aktiv. Und es gibt viel zu tun! Das Ziel ist nicht nur, mehr Beete anzulegen, zu säen, pflanzen und ernten, sondern die gesamte Fläche soll gemütlich und ansprechend gestaltet werden.
Werkzeuge und Handschuhe werden zur Verfügung gestellt. Weitere Mitmachangebote: Schätze des Gartens verarbeiten, Upcycling, Werkeln und Bauen für Garten und Balkon und der Verleih von Draußenspielen.
Infos: wendeschleife-drewitz.de, 0331.951 21 96
Der Verein StadtrandELFen e.V. hat am Rande von Potsdam-Bornstedt und doch mitten in der Stadt einen Natur- und Begegnungsort geschaffen – die „Habichtwiese“, mit 6.000 Quadratmetern Wildwiese, einer Feuerstelle, einem Bauwagen, Gemeinschaftsbeeten, Streuobstwiesen, Bienenhaltung und einer Holzbaustelle. Das Angebot auf der Habichtwiese richtet sich an Kinder von 8 bis 14 Jahren, Familien, Hortgruppen und Klassen.
Es gibt viel Platz, um sich mit einem Gartenbeet verwirklichen zu können. Der eher trockene Boden verspricht zwar keine allzu üppige Ernte, jedoch bieten die Streuobstwiesen, der Beeren- und Kräutergarten und die Angebote zur Freizeitgestaltung, wie Arbeiten mit Holz, Naturpädagogik, offene Gartenzeit, regelmäßige Treffen und kleine Feste für Familien, ein ideales Umfeld. Hier ist Raum für jeden einzelnen, um Garten- und Projektideen auszuprobieren.
Infos: stadtrandelfen.de/habichtwiese, buero@stadtrandelfen.de
Im Gemeinschaftsgarten am Treffpunkt Freizeit hat jede Familie ein kleines Beet und dazu gibt es mehrere Gemeinschaftsbereiche, wie den gemeinschaftlichen Heckenstreifen, Beerensträucher, Birnenspalier, Hügelbeet, Kompost, Werkzeugschuppen mit Dachbegrünung und bepflanzte „mobile“ Elemente wie Reissäcke, eine alte Badewanne etc. Der Garten wird auch für Umweltbildungsveranstaltungen mit Kindern („Gartenpiraten“) genutzt.
Infos: www.seegarten.wordpress.com, larissa.donges@googlemail.com
Der große Garten am Bisamkiez 26 erblüht in diesem Jahr mit duftenden Blumen, Bäumen und Wiesen. Singvögel, Insekten und sogar ein Eichhörnchen finden im Garten ein Zuhause. Ein langfristiges Projekt des Familienzentrums – das Hochbeet – soll nun wieder aufgefrischt werden. Das Familienzentrum freut sich über große und kleine Menschen, die Lust haben, sich einzubringen, die sich um das Beet kümmern oder sich im gesamten Garten verwirklichen möchten. Blumen pflanzen, Laub harken, Blumen gießen … alles ist möglich – und neue Ideen für den beliebten Garten sind immer willkommen.
Infos: familienzentrum.potsdam@ejf.de, 0331.817 12 63