Der Krieg in der Ukraine beunruhigt uns alle, Erwachsene wie Kinder. Viele Erwachsene schauen jetzt vermehrt Nachrichten, doch auch Kinder wollen wissen, was los ist, denn an dem Thema kommen sie im Alltag kaum vorbei. Informationsquellen sind meist wir Erwachsenen: Eltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen etc. Doch für Schulkinder gibt es auch eigene Nachrichtenformate, wie zum Beispiel „logo!“. Wir haben ein Interview mit der Leiterin der ZDF-Kindernachrichtensendung „logo!“, Constanze Knöchel, geführt.
Wie spreche ich als Erwachsene/r mit Kindern über den Krieg? Worauf sollte man besonders achten, was sollte vermieden werden?
Wichtig ist, dass man als Eltern ehrlich ist. Wenn ich merke, dass mein Kind in diesen Zeiten ein gesteigertes Informationsbedürfnis hat und viele Fragen stellt, dann sollte man das auch ernst nehmen. Wenn ein Kind sich allerdings keine Sorgen macht und weniger Fragen hat, sollte man das auch so akzeptieren und muss nicht gesteigert auf weitere Inhalte eingehen.
Was sind kindgerechte Nachrichten über den Krieg? Was ist anders?
Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass es wichtig ist, Kinder zu informieren. Sie haben ein Recht auf Information, das steht auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Wir müssen darauf achten, Nachrichten kindgerecht aufzuarbeiten. Und wir setzen grundsätzlich kein Vorwissen voraus, was bei den Erwachsenennachrichten anders ist. Wir verschweigen nichts, aber dramatisieren auch nicht. Natürlich erklären wir ihnen, dass es einen Krieg gibt und dass der russische Präsident ein anderes Land mit seinen Soldaten angegriffen hat. Und dabei sterben auch Menschen. Gleichzeitig versuchen wir aber auch einzuordnen, warum es zum Beispiel unwahrscheinlich ist, dass der Krieg nach Deutschland kommt. Außerdem lenken wir häufiger unseren Fokus auf konstruktive Inhalte. Wie wird den Menschen geholfen, was kann man selbst tun? Anders im Vergleich zu Erwachsenennachrichten ist auch, dass wir sehr auf die Bildauswahl achten. Auf angstmachende Bewegtbilder von Toten oder Verletzten verzichten wir.
Ab welchem Alter sind die logo!-Nachrichten geeignet?
logo! richtet sich an Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren, allerdings bekommen wir oft Rückmeldungen, dass auch jüngere Kinder logo! schauen. Hier ist es wichtig, dass zum Beispiel Eltern oder ältere Geschwister mitschauen, um gegebenenfalls Fragen oder Sorgen der Kinder nach der Sendung einordnen zu können.
Sollte man jüngere Kinder nicht lieber von den Nachrichten fernhalten, um sie zu schützen?
Ängstliches Verschweigen von schlimmen Nachrichten macht Kinder eventuell unsicher. Wenn man ihnen kindgerecht erklärt, was passiert, macht es sie dagegen emotional sicherer. Allerdings sollte man als Eltern einschätzen können, ab welchem Alter welche Informationen emotional und auch intellektuell verkraftbar sind.
Was können Kinder selbst tun, wenn ihnen der Krieg Angst macht?
Zum Beispiel logo! schauen, um Nachrichten kindgerecht eingeordnet zu bekommen. Manchen Kindern hilft auch, selbst zu helfen. Aktionen für die Klasse oder die Schule zu organisieren. Oder auch mit Freundinnen oder Freunden darüber sprechen. Anderen Kindern rät man vielleicht, einfach mal den Fernseher oder das Handy auszulassen und sich mit anderen schönen Sachen zu beschäftigen.
logo! hat gut aufbereitete Online-Seiten, auch zum Thema Ukraine: www.zdf.de/kinder/logo
Die logo!-Nachrichtensendung läuft samstags bis donnerstags um 19.50 Uhr und freitags um 19.25 Uhr auf KiKa.
Nicht für alle Kinder sind Nachrichten als Informationsquelle geeignet. Insbesondere die Jüngsten im Kitaalter bekommen zwar die Anspannung der Erwachsenen mit und hören auch das eine oder andere über die Situation, doch hier sollten die Eltern diejenigen sein, die direkt auf die Fragen und Ängste der Kinder eingehen und die das Maß an Informationen bestimmen. 5 Tipps, was man dabei beachten sollte:
Sachlich bleiben
Du brauchst deine eigene Besorgnis nicht verschweigen, aber du solltest sie erklären – und zwar ruhig und sachlich. Wenn du dich von deinen Gefühlen mitreißen lässt, kann das dein Kind in Angst versetzen. Besprich deine Ängste mit Partner*in oder Freund*innen.
Nicht pauschalisieren
Vermeide Aussagen wie „Die Russen haben den Krieg angefangen“. Viele russische Menschen hier und auf der ganzen Welt verurteilen diesen Krieg. Vielleicht hat dein Kind einen russischstämmigen Freund in der Kita, vor dem es Angst bekommt oder den es dann ablehnt. Solche erworbenen Vorurteile können sich noch lange halten und irrationale Ängste schaffen.
Gefühle ernst nehmen
Dein Kind sollte unbedingt mit seinen Gefühlen ernst genommen werden. Statt Angst und Wut zu beschwichtigen, frage nach, was genau dein Kind wütend macht. Allein schon das Ausdrücken seitens des Kindes und dein Zuhören sind tröstlich. Wichtig ist hierbei, offene Fragen zu stellen. Zum Beispiel: „Was macht dir denn Angst?“
Altersgerecht erklären
Wie fühlt sich dein Kind und was kann es schon verstehen? Du kennst dein Kind am besten und solltest deine Erklärungen entsprechend anpassen. Um das für diese Situation noch genauer herauszufinden, kannst du vorsichtig Fragen stellen. Möglichst nicht von dir aus Dinge erzählen und erklären, die für dein Kind vielleicht im Moment noch zu viel sind oder die es gar nicht beschäftigen. Den Konflikt am besten angelehnt an ein konkretes Beispiel aus dem Alltag besprechen – „ Da ist einer, der will alles bestimmen …“
Sicherheit vermitteln
Kinder im Kitaalter können Fantasie und Realität nicht immer gut unterscheiden. Manchmal entwickeln sie die Angst, dass ihnen oder euch Eltern etwas ähnlich Schreckliches passieren könnte. Vermittle deinem Kind, dass du es schützt und es bei dir sicher ist. Aber auch, dass den Menschen in der Ukraine geholfen wird und wir auch hier helfen können. Vielleicht sammelt ihr etwas für die Geflüchteten und seid ein wenig aktiv. Sich handlungsfähig zu fühlen, hilft nicht nur den Kindern! Und zeige immer wieder einen positiven Zukunftsausblick auf!