Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Foto: Stockwerk-Fotodesign/AdobeStock

Mit­ma­chen lohnt sich – Schu­len pro­fi­tie­ren von enga­gier­ten Eltern

Die Som­mer­pau­se ist vor­bei, ein neu­es Schul­jahr beginnt. Am ers­ten Eltern­abend steht dann in vie­len Klas­sen­zim­mern die Wahl der Elternvertreter*innen an, die für eine Amts­zeit von zwei Jah­ren gewählt wer­den. Oft ent­steht eine pein­li­che Stil­le, nur zögernd mel­den sich eini­ge Frei­wil­li­ge und sor­gen für erleich­ter­tes Auf­at­men bei den übri­gen Anwe­sen­den. Elternvertreter*in wer­den, weil die ande­ren nicht wol­len – das ist gar nicht so selten.

„So war es auch bei mir“, bestä­tigt Bar­ba­ra Bliss, Mut­ter von drei Schul­kin­dern in Pots­dam. Vor sie­ben Jah­ren wur­de sie erst­mals Eltern­ver­tre­te­rin an der Grund­schu­le ihres ältes­ten Soh­nes. Inzwi­schen ist die 48-Jäh­ri­ge außer­dem Vor­sit­zen­de der Schul­kon­fe­renz an der Rosa-Luxem­burg-Grund­schu­le sowie Eltern­ver­tre­te­rin an der Vol­taire-Gesamt­schu­le. „Ich woll­te auch mal einen Blick hin­ter die Kulis­sen wer­fen und die Abläu­fe ver­ste­hen“, erklärt sie ihre Moti­va­ti­on. Bliss sieht sich nicht nur als Ver­tre­te­rin der Eltern­in­ter­es­sen, son­dern auch als Ver­mitt­le­rin zwi­schen Eltern und Schul­lei­tung: „Eltern schimp­fen ja schnell über Stun­den­plä­ne und feh­len­de Ver­tre­tungs­leh­rer. Jetzt weiß ich, wo das Cha­os her­kommt und mit wel­chen Schwie­rig­kei­ten die Schul­lei­tun­gen zu kämp­fen haben. Und ich fin­de, dass die Schu­len das meist ziem­lich gut regeln.“

Je nach Schu­le ist die Mit­wir­kung von Eltern unter­schied­lich stark aus­ge­prägt und erwünscht. In Pots­dam sind die Rosa-Luxem­burg-Grund­schu­le und die Vol­taire-Gesamt­schu­le bekannt für ihre enga­gier­ten Eltern, deren Mit­ar­beit will­kom­men ist. „Wir konn­ten durch Demos und Brie­fe ver­hin­dern, dass die neue Leo­nar­do-da-Vin­ci-Gesamt­schu­le eine Außen­stel­le der Vol­taire-Schu­le wird“, sagt Bliss. Das hät­te eine Schul­lei­tung für zwei Stand­or­te und stän­dig pen­deln­de Lehrer*innen bedeu­tet – ein Zustand, den weder Eltern noch Schul­lei­tung woll­ten. Platz­man­gel, etwa für die Ein­nah­me des Schu­les­sens, ist ein wei­te­res The­ma, das die Eltern seit Jah­ren beschäftigt.

An der Rosa-Luxem­burg-Grund­schu­le haben Eltern von Anfang an inten­siv an der Ent­wick­lung zur Ver­läss­li­chen Halb­tags­grund­schu­le und am Schul­pro­gramm mit­ge­ar­bei­tet. „Wir unter­stüt­zen die Schul­lei­tung dar­in, an geeig­ne­ter Stel­le auf die Pro­ble­ma­ti­ken hin­zu­wei­sen, die durch das rasan­te Wachs­tum der Schu­le ent­ste­hen kön­nen“, so Bliss. An der Schu­le wer­de Hand in Hand gear­bei­tet. „An einer ande­ren Grund­schu­le hat­te ich das vor­her ganz anders erlebt“, sagt Bliss. „Mit­wir­kung war dort nicht erwünscht. Infor­ma­tio­nen, die für Eltern wich­tig gewe­sen wären, wur­den nur sel­ten wei­ter­ge­ge­ben. Von Trans­pa­renz hielt die Schul­lei­tung nichts.“

Die Mit­wir­kungs­mög­lich­kei­ten von Eltern sind im bran­den­bur­gi­schen Schul­ge­setz ein­deu­tig gere­gelt. An man­chen Schu­len erhal­ten neu­ge­wähl­te Elternvertreter*innen zuerst ein Exem­plar der kos­ten­lo­sen Schrift. Auf­find­bar ist es auch im Inter­net auf den Sei­ten des Minis­te­ri­ums für Bil­dung, Jugend und Sport in Bran­den­burg. Eine wei­te­re nütz­li­che Quel­le ist der Bil­dungs­ser­ver des Lan­des­in­sti­tuts für Schu­le und Medi­en Ber­lin-Bran­den­burg (LISUM). Dort fin­den sich vie­le wert­vol­le Infor­ma­tio­nen rund um das The­ma Schu­le sowie nütz­li­che Kon­takt­adres­sen. Eltern kön­nen sich dort Rat holen, wenn es in der Schu­le zu Kon­flikt­si­tua­tio­nen kommt, sie Tipps für Eltern­ver­samm­lun­gen oder Unter­stüt­zung bei der Wahr­neh­mung ihrer Betei­li­gungs­rech­te brauchen.

Vie­le Elternvertreter*innen wis­sen gar nicht, dass es in ihrer Ver­ant­wor­tung liegt, Eltern­ver­samm­lun­gen zu orga­ni­sie­ren. Die Eltern­kon­fe­renz, in der alle Elternvertreter*innen zusam­men­kom­men, darf auch Vertreter*innen in die Leh­rer­kon­fe­renz schi­cken und Teil­neh­men­de für die Schul­kon­fe­renz bestim­men. Hier wer­den wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen, zum Bei­spiel zur Schul­ord­nung und zum Schul­pro­fil, getrof­fen. Gibt es Bewer­bun­gen für die Schul­lei­tung, wird die Schul­kon­fe­renz eben­falls angehört.

Das LISUM bie­tet regel­mä­ßig kos­ten­lo­se Fort­bil­dun­gen von Eltern für Eltern an, die sich an der Schu­le ihrer Kin­der enga­gie­ren möch­ten. Die Palet­te reicht von Mit­wir­kungs­mög­lich­kei­ten in den schu­li­schen Gre­mi­en über ein Trai­ning für Gesprä­che mit Lehrer*innen und Schul­lei­tung bis zur indi­vi­du­el­len Bera­tung bei Kon­flik­ten zwi­schen Eltern und Schu­le. Auf Wunsch kom­men die Fortbildner*innen auch in die Schu­len. Außer­dem ver­an­stal­tet das LISUM in sei­ner jähr­li­chen Som­mer­aka­de­mie Work­shops zu Bildungs‑, Erzie­hungs- und Mitwirkungsfragen.

Mög­lich­kei­ten, aktiv zu wer­den, gibt es vie­le: Eltern­ver­tre­tung und Gre­mi­en­ar­beit, Mit­glied­schaft im För­der­ver­ein der Schu­le oder prak­ti­sche Unter­stüt­zung bei Fes­ten und Aus­flü­gen. Wer sich enga­giert, lernt den Lern­ort sei­nes Kin­des bes­ser ken­nen und ver­ste­hen. Autorin: Maren Herbst

Infos für inter­es­sier­te Eltern:
bildungsserver.berlin-brandenburg.de
www.landesrat-der-eltern-brandenburg.de
www.lisum.berlin-brandenburg.de

Aus Pots­Kids! Sep­tem­ber 2014

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