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Foto: AboutLife/AdobeStock

Motivation in der Schule

Paul war ganz begeistert, als er in die Schule kam. Er konnte schon ein paar Buchstaben und freute sich darauf, mehr zu lernen – er war hochmotiviert! Heute kann er sich kaum mehr daran erinnern, wie sich das anfühlte – Lust auf Schule. Schule ist eher eine Qual geworden. Angefangen hat es mit Mathe, irgendwann hat er einfach nicht mehr verstanden, worum es ging. Er hatte keine Lust mehr auf die Hausaufgaben und hörte nicht mehr richtig zu, was die Lehrerin sagte. Als die Noten richtig schlecht wurden, hatte er manchmal sogar Angst, zur Schule zu gehen. Von Motivation keine Spur mehr. „Für Mathe bin ich einfach zu blöd“, meint er, „es lohnt sich doch gar nicht, sich dafür noch anzustrengen, oder?“

Was ist eigentlich „Motivation“? Sehr verein­facht gesagt, ist es der innere Antrieb, der Menschen bewegt, etwas Bestimmtes zu tun. Eine gut ausgeprägte Schulmotivation ist die Voraussetzung dafür, dass ein Kind die in der Schule gestellten Anforderungen gut oder zumindest zufriedenstellend erfüllt und das bestenfalls auch noch gern tut. Nicht bei allen Kindern und nicht in jeder Lebensphase eines Kindes oder Jugendlichen ist das der Fall.

Zu Beginn ihrer Schulzeit saugen die meisten Kinder alles neu zu Lernende wissbegierig auf. Sie stellen Fragen, wollen Zusammenhänge erforschen und erzählen begeistert von den neuen Erkenntnissen. Dieses Lernen aus dem inneren Antrieb heraus nennt sich intrinsisch motiviert und ist laut Lernforscher*innen die beste Voraussetzung. Denn Lernen aus innerer Begeisterung an den Themen ist eine Grundlage, um tiefgründig einzusteigen und ein wirkliches Interesse zu entwickeln und auszuleben.

Doch warum hält bei vielen Kindern dieser innere Drang und damit das Lernen aus Freude nicht an? Zunächst einmal können Probleme mit fachlichen Inhalten dahinterstecken: Lernen bedeutet immer auch, sich mit Themen auseinandersetzen zu müssen, für die man sich weder interessiert, noch dass sie an eigene Erfahrungen anknüpfen. Nicht alles macht per se Spaß und das kann es ja auch nicht. So ist es völlig normal, wenn es mal zu Verständnisproblemen kommt.

Unterrichtsmethoden, die so angelegt sind, dass die Kinder dennoch Freude am Tun haben, sind genau in solchen Situationen besonders hilfreich und können es Kindern erleichtern, sich ein schwieriges oder für sie wenig spannendes Lerngebiet zu erschließen. Mancher Mangel an Motivation ist dann tatsächlich nur zeitweise und kein Grund zu großer Besorgnis.

Eine zweite wichtige Ursache für den Verlust der Motivatin kann der Umgang mit Strukturen und Organisatorischem sein: Hat ein Kind einen Schul- oder Klassenwechsel hinter sich, gibt es einen neuen Stundenplan, eine neue Sitzordnung? Diese Veränderungen zwingen Kinder aus ihrem gewohnten und damit einschätzbaren Umfeld und können zur Verunsicherung führen oder gar Ängste schüren, was sich natürlich auch auf die Motivation auswirkt. Mit größerer Schulerfahrung fällt es Kindern immer leichter, sich neuen Situationen anzupassen, aber gerade in den Schulanfangsjahren ist das eine große Herausforderung.

Der dritte Punkt betrifft den wichtigen Aspekt der sozialen Beziehungen. Das ist der Bereich, der aus der Elternperspektive am schwersten einzuschätzen und doch für den Lernerfolg von immenser Bedeutung ist. Störungen im sozialen Gefüge können vielfältig und verhängnisvoll sein. Ein Streit mit der besten Freundin kann die Konzentration auf die Matheaufgabe erheblich einschränken. Das Gefühl, in ihrer Klasse, ihrer Peer-Group, gut integriert zu sein, schafft Sicherheit. Sich in seiner Umgebung angenommen und sicher zu fühlen, ist die Basis für erfolgreiches Handeln. Auch die Beziehung zu den Lehrenden spielt eine bedeutende Rolle. Äußerungen wie: „Der Lehrer kann mich nicht leiden“ oder „Ich kann den Lehrer nicht leiden“ deuten auf ein Beziehungsproblem hin und sollten ernst genommen werden.

Und wenn sich wirkliche Lernprobleme ne­gativ auf die Schulmotivation ausgewirkt haben? Eine pauschale Erklärung für Lern­schwie­rigkeiten gibt es nicht, die Ursachen sind vielfältig. Kein Kind ist absichtlich schlecht in der Schule. Viele Lernblockaden und daraus resultierende Lernschwierigkeiten beruhen auf Stress aufgrund von Reizüberflutung, zu hohen Erwartungen – oftmals seitens der Eltern – Leistungsdruck, Angst vor Prüfungen oder familiären Belastungen. Aber auch eine Teilleistungsschwäche, wie eine LRS oder Dyskalkulie, kann Kindern den Schulalltag und alles, was damit zusammenhängt, erschweren. Sollte eine entsprechende Diagnose vorliegen, kann das eine neue Herangehensweise an die Problematik ermöglichen.

„Um ihre Kinder für schwierige Situationen im Leben zu wappnen, können Eltern vor allem vorbeugend aktiv werden. Das Zauberwort nennt sich Resilienz, was bedeutet, die psychische Widerstandskraft der Kinder in schwierigen Lebenssituationen zu stärken“, sagt die Lehrerin Ines Weghenkel. Für Kinder sind schlechte Lernergebnisse schwierige Lebensumstände, denn diese werden oft als Misserfolg und Versagen empfunden. Dazu kommt häufig die Angst vor der enttäuschten Erwartungshaltung der Eltern. Es gibt viele Möglichkeiten, etwas für die Resilienz von Kindern zu tun. Grundlegend sind Liebe, Vertrauen und eine konstruktive Kommunikation. Niemand – auch Erwachsene nicht – gesteht gern Fehler, Schwächen oder eben auch eine schlechte Leistung ein, wenn er weitere Kritik zu erwarten hat. Eine schlechte Note ist kein Grund zur Verzweiflung, sondern zeigt, an welcher Stelle es noch Lernbedarf gibt, ist also der Ansatz zur Übung und Verbesserung. Um den Umgang mit Misserfolgen zu erlernen, brauchen Kinder Vorbilder im eigenen Elternhaus. Eltern stärken dabei ihre Kinder, wenn sie mit ihnen gemeinsam auf Ursachensuche gehen und Lösungswege finden. Und dies sollte niemals belehrend und verurteilend, sondern kooperativ und unterstützend geschehen.

Aus PotsKids! Februar 2020

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