Adina Memmer vom Stamm Alanen in Potsdam stellt die Pfadfinder vor:
Szenarien gibt es genügend ...
Im Vorstellungsgespräch der Blick auf die lange Spalte „Ehrenamt“ in deinem Lebenslauf. Neugierige Eltern bei der Wölflinge-Werbeaktion. Dein Freundeskreis weiß seit Jahren immer noch nicht, was du eigentlich so in Kluft und Halstuch treibst. Montagmorgen in der Schule und du schläfst fast ein, weil du übermüdet vom vergangenen Lager am letzten Wochenende bist. All dies führt zu einer Frage: „Sag mal, was macht man eigentlich bei den Pfadfindern?“
Pfadfinden Nicht-Pfadfinder*innen zu erklären, gestaltet sich meist schwierig. Denn wenn wir anfangen zu erzählen, wissen wir oft gar nicht, wo wir anfangen sollen und wie wir unserem Gegenüber begreiflich machen können, was Pfadfinden ist und vor allem, was es für uns bedeutet.
Eine der Weltpfadfinderorganisationen, in denen der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP) Mitglied ist – WOSM – hat das einmal versucht, so kurz und knapp wie möglich aufzuschreiben:
Pfadfinden ist die größte Jugendbildungsbewegung der Welt mit über 50 Millionen Mitgliedern. Wir geben Kindern und Jugendlichen durch wertebasierte Programme außerhalb der Schule den Raum und das Handwerkszeug, um weltoffene, erfüllte Bürger*innen zu werden, die ihr Umfeld und die Welt positiv mitgestalten.
Das machen wir, indem unsere Programme auf der Pfadfindermethode aufbauen: Wir leben und lernen in der Natur und in Kleingruppen Gleichaltriger. Wir finden Learning by Doing wichtig und setzen uns für die Gemeinschaft ein, in der wir leben – im Großen wie im Kleinen. Über all dem spannt sich ein symbolischer Rahmen, zu dem ein Versprechen und unsere Kluft/Halstuch zählen.
Wir im BdP bilden Kinder und Jugendliche auf verschiedenste Arten: Manchmal vermitteln wir Projektmanagement, zum Beispiel wenn jemand das erste Mal einen Kurs oder ein Lager organisieren darf. Manchmal vermitteln wir den Stellenwert von Empathie, wenn es im Programm so lange nicht weitergeht, bis die Wunde des Kindes verarztet ist. Und manchmal beschäftigen wir uns sehr konkret mit Themen, zu denen sich unsere Mitglieder eine Meinung und eine Haltung bilden: Nachhaltigkeit, Demokratie, Vielfalt usw. Alles was wir tun, hat den Hintergrund, Kindern und Jugendlichen etwas zu vermitteln, auch wenn wir das vor lauter Spaß und netten Menschen oft nicht im Vordergrund sehen. Das ist Bildung.
Für mich ist Pfadfinden so vieles, dass ich hier wahrscheinlich gar nicht den Platz hätte, um alles niederzuschreiben. Ich werde es versuchen: Es ist ein Ort, an dem ich mich ausprobieren kann, an dem ich über meine Grenzen hinauswachsen, aber auch mal scheitern kann. Es ist ein Ort, der mir viele unterschiedliche Möglichkeiten bietet, an mir zu wachsen und Erfahrungen zu sammeln. Ein Ort, an dem viele meiner Freunde sind und ich gelernt habe zu diskutieren, zu meiner Meinung zu stehen, aber auch auf andere einzugehen, anderen zu helfen, auf mein Umfeld zu achten und so weiter, und so weiter ...
Für mich ist Pfadfinden eine Lebenseinstellung und ein unglaublicher Schatz in meiner bisherigen Entwicklung. Von den Erfahrungen bei meiner Ortsgruppe, als Gruppenleitung mit 16 Jahren, als Kassenwartin und später mit Verantwortung als Ortsgruppenleitung (Stammesleitung), bis hin zu meinen guten Freunden einmal quer durch Deutschland und über die ganze Welt (Australien, Hongkong, Dänemark und den USA), die ich bei meinen vielen Aktionen, Lagern und Fahrten kennengelernt habe. Bei all diesem ist Pfadfinden die treibende Kraft gewesen, um all diese Erfahrungen sammeln zu können, und ich wünsche es jedem Kind und Jugendlichen einen solchen Ort zu finden.
Gut Jagd, gut Pfad und seid wach
Adina
Infos: stammalanen.de, Instagram: Stamm_Alanen
Dieser Artikel bedient sich aus verschiedenen Publikationen des Weltverbands WOSM, die gibt es unter services.scout.org/service/11 und scout.org/method.