Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Foto: © famveldman/AdobeStock

Puh, Auf­räu­men …

Das Abend­essen steht an und Mal­te ist in sei­nem Zim­mer damit beschäf­tigt, eine sehr gro­ße Burg zu bau­en, die mitt­ler­wei­le die hal­be Flä­che des Rau­mes ein­nimmt. Seit fast zwei Stun­den ent­ste­hen nun schon Tür­me, Mau­ern und ein Burg­gra­ben, und da Mal­te jede Men­ge Bau­stei­ne besitzt, ist ein Ende nicht abzu­se­hen. „Die Burg bleibt ste­hen, die bau ich nie wie­der ab“, sagt er sei­ner Mama, „die ist so schön gewor­den.“ „Das läuft auf Stress hin­aus“, denkt sich diese.

Text: Aria­ne Linde

Auf­räu­men ist in vie­len Fami­li­en ein lei­di­ges The­ma. Das hat vor allem damit zu tun, dass Eltern Auf­räu­men und ordent­li­che Räu­me wich­ti­ger fin­den als Kin­der. Und natür­lich damit, dass sich Kin­der ungern von dem tren­nen, was sie sich erschaf­fen haben, auch wenn es für uns Eltern manch­mal nicht wie etwas Bewah­rens­wer­tes, son­dern ein­fach wie Cha­os aussieht.

Den­noch bemer­ken schon Kita-Kin­der, dass es ihnen den All­tag erleich­tert und Frust erspart, wenn sie wis­sen, wo etwas zu fin­den ist. Und letzt­end­lich über­neh­men sie Ver­ant­wor­tung für ihr eige­nes Han­deln, wenn sie weg­räu­men, was sie aus­ge­räumt haben, ent­wi­ckeln Auto­no­mie und Selbstständigkeit.

Aber wann und wie ler­nen Kin­der nun Auf­räu­men? Mit cir­ca 18 Mona­ten haben sie Freu­de dar­an, Din­ge aus­zu­räu­men. Bau­stei­ne, Stif­te, Plüsch­tie­re wer­den aus ihren Behält­nis­sen genom­men, ent­deckt und erforscht. Es berei­tet ihnen Freu­de, die ihnen ver­füg­ba­ren Gegen­stän­de zu erkun­den: wie sie sich anfüh­len, anhö­ren und was man noch so alles damit machen kann. Es ist ihre Art von Spiel. Die­se Pha­se hält eine Wei­le an und etwa um den 2. Geburts­tag her­um ist es sinn­voll zu ver­mit­teln, dass Din­ge, die aus­ge­räumt wur­den, auch wie­der weg­ge­räumt wer­den müs­sen. Und das mög­lichst vom Kind selbst. Ein paar Grund­re­geln und Tricks hel­fen dabei, für Kin­der eine gewis­se Ord­nung zur Gewohn­heit wer­den zu lassen:

Spie­le­ri­sche Herangehensweise

Für ganz jun­ge Kin­der bie­tet sich eine spie­le­ri­sche Her­an­ge­hens­wei­se an: es macht ihnen zum Bei­spiel Spaß, ihre Bau­stei­ne, Bäl­le oder Plüsch­tie­re auf einen Last­wa­gen oder in einen Pup­pen­wa­gen zu laden und zur vor­ge­se­he­nen Kis­te zu fahren.

Ritua­le

Wie auch in ande­ren Lebens­be­rei­chen, sind Ritua­le nütz­lich. Es ist sinn­vol­ler, täg­lich gemein­sam auf­zu­räu­men als ein­mal in der Woche das dann viel grö­ße­re Durch­ein­an­der anzu­ge­hen, am bes­ten, wenn das Kind nicht müde ist und nicht hung­rig. Müdig­keit und Hun­ger sind kei­ne guten Vor­aus­set­zun­gen, denn sie machen gleich erst­mal schlech­te Laune.

Nach­ah­mung

Kin­der ler­nen durch Nach­ah­mung, das betrifft auch das Auf­räum­ver­hal­ten, das Eltern vor­le­ben. Erlebt ein Kind, dass Eltern Din­ge, die sie benutzt haben, wie­der weg­pa­cken und nach dem Essen die Küche in Ord­nung brin­gen, wird Auf­räu­men als was All­täg­li­ches gese­hen und eher über­nom­men. Und: Eltern soll­ten dabei nicht so wir­ken, als wäre Auf­räu­men eine furcht­bar läs­ti­ge Pflicht, son­dern etwas, das das Leben erleich­tert, weil der Raum dann gut aus­sieht und spä­ter ner­ven­des Suchen wegfällt.

Klei­ne Auf­trä­ge formulieren

Was in aller Regel gera­de bei jün­ge­ren Kin­dern nicht funk­tio­niert, ist die Anwei­sung, das kom­plet­te Kin­der­zim­mer auf­zu­räu­men. Das über­for­dert und führt zu Frust. Bes­ser: klei­ne Auf­trä­ge for­mu­lie­ren, zum Bei­spiel: Räu­me die Bau­stei­ne in die Holz­kis­te. Lege alle Pup­pen in den Pup­pen­wa­gen. Lege alle Stif­te in die Box. Je jün­ger das Kind, des­to klei­ner und kon­kre­ter die Auf­ga­be. Und: ein kla­rer Auf­räum-Auf­trag schafft ein schnel­les Erfolgs­er­leb­nis und das moti­viert, weiterzumachen.

Prak­ti­sche Verstaumöglichkeiten

… erleich­tern sowohl das Auf­räu­men als auch das Wie­der­fin­den. Kis­ten bie­ten sich an, Schub­la­den oder Kör­be. Klein­kram kann in Kar­tons gepackt wer­den. Es ist sinn­voll, beim Sys­tem, was wor­in ver­staut wer­den soll, das Kind mit­ent­schei­den zu las­sen. Selbst gewähl­te Orte mer­ken sich leich­ter. Dann kann man gemein­sam schau­en: sol­len die Autos nach Far­ben sor­tiert wer­den oder nach Grö­ße? Wie kann man am bes­ten Bücher anordnen?

Regel­mä­ßi­ges Ausmisten

Kin­der wer­den grö­ßer und die Inter­es­sen ändern sich. Regel­mä­ßi­ges Aus­mis­ten ver­hin­dert, dass nicht mehr genutz­tes Spiel­zeug gehor­tet wird. Heim­li­ches Aus­mis­ten ist ein Tabu, das zu einem gro­ßen Ver­trau­ens­ver­lust füh­ren kann. Also immer gemein­sam mit dem Kind schau­en, was kaputt ist, wofür es zu alt ist, womit nicht mehr gespielt wird, was gespen­det wer­den kann. Man­che Din­ge erschei­nen Eltern wert- oder nutz­los und haben für Kin­der eine gro­ße, oft emo­tio­na­le Bedeu­tung. Die Abspra­che mit dem Kind ist also unab­ding­bar. Tipp fürs Sor­tie­ren beim Aus­mis­ten: 3 Kis­ten, Kis­te 1 ist für Din­ge, die behal­ten wer­den sol­len, Kis­te 2 für alles, was weg­ge­ge­ben wer­den kann, und in Kis­te 3 wird das gesam­melt, bei dem noch nicht klar ist, ob es behal­ten wird oder nicht.

Soll das Auf­räu­men belohnt werden?

Natür­lich sol­len Kin­der ler­nen, dass Auf­räu­men in ers­ter Linie ihnen selbst nützt und dass sie es nicht für Mama und Papa tun. Den­noch kann in Maßen belohnt wer­den, zum Bei­spiel, wenn nach geta­ner Arbeit eine Geschich­te vor­ge­le­sen wird oder indem man nach dem Aus­mis­ten einen gemein­sa­men Floh­markt­ver­kauf macht, des­sen Erlös in die Spar­do­se des Kin­des geht.

Kunst- oder Bauwerke

Bei aller Not­wen­dig­keit zum Auf­räu­men soll­ten Eltern auch Aus­nah­men machen. Die betref­fen zum Bei­spiel Kunst- oder Bau­wer­ke, die mit Zeit und Mühe gestal­tet oder gebaut wur­den. Abspra­chen mit dem Kind sind hier ganz wich­tig. Es soll sich krea­tiv betä­ti­gen kön­nen, auch wenn ein hal­bes Zim­mer blo­ckiert wird. Klei­ne­re Kunst­wer­ke kön­nen auf dem Schreib­tisch oder im Regal plat­ziert wer­den und für gro­ße Bau­ten kann man gemein­sam bespre­chen, wie lan­ge sie unan­ge­tas­tet blei­ben sol­len. Oft­mals nimmt das Inter­es­se dar­an ohne­hin bald ab.

Mal­tes Mama hat für die tol­le, aber rie­si­ge Rit­ter­burg eine Eini­gung mit Mal­te gefun­den: nach vier Tagen durf­te sie abge­baut wer­den. Vor­her haben sie Fotos gemacht, die sich Mal­te anschau­en kann, wenn er mag. Die­se Idee sei­ner Mama hat Mal­te gern angenommen.

SO GEHT’S LEICHTER

  • Wei­se dein Kind recht­zei­tig dar­auf hin, dass die Auf­räum­zeit kommt.
  • Lass es fer­tig spie­len bezie­hungs­wei­se besprich, wann die Akti­vi­tät zu Ende gebracht sein sollte.
  • Gemein­sa­mes Auf­räu­men geht schnel­ler und macht mehr Spaß. Einigt euch mit­ein­an­der, wer was auf­räumt („Du stellst die Bücher ins Regal, ich lege die Plüsch­tie­re in den Korb.“).
  • Auf­räum­s­pie­le moti­vie­ren (jün­ge­re) Kin­der: so vie­le Plüsch­tie­re weg­räu­men, wie Augen gewür­felt wer­den, oder erst alle roten Din­ge ein­räu­men, dann alle blau­en etc.
  • Wei­se zwi­schen­durch auf den Fort­schritt hin, das wirkt moti­vie­rend („Schau mal, nur noch die Bücher, dann bist du fertig.“).
  • Mit Musik klappts bes­ser! Zum Auf­räu­men schö­ne Lie­der zu hören, kann zum Ritu­al werden!

Foto: © Natallia/AdobeStock

Puber­tät und Aufräumen?

Die Puber­tät ist eine Her­aus­for­de­rung – für uns Eltern, aber auch für unse­re Kin­der und das gemein­sa­me Fami­li­en­le­ben. Es gibt ganz ein­fach zu unter­schied­li­che Inter­es­sen und Wer­te und wur­den Eltern-Ansich­ten bis vor Kur­zem noch respek­tiert oder hin­ge­nom­men, wer­den sie nun infra­ge gestellt und Kon­flik­te sind vor­pro­gram­miert. Manch­mal müs­sen wir Eltern einen Kon­flikt in Kauf neh­men und kön­nen ihn nicht mei­den, ins­be­son­de­re wenn es um wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen des Lebens geht. Ande­re poten­ti­el­le Stress-The­men ver­ur­sa­chen zwar auch Ärger in uns, doch soll­ten wir uns die Kämp­fe mit unse­ren Kin­dern aus­su­chen und nicht jeder ist wich­tig genug, geführt zu wer­den. Das Auf­räu­men ist ein The­ma, das ganz gut in die­se Kate­go­rie passt.

Vie­le Eltern haben gute Erfah­run­gen damit gemacht, klar zwi­schen dem eige­nen Zim­mer und gemein­sam genutz­ten Räu­men zu unter­schei­den. Das Zim­mer ist ein pri­va­ter Bereich, ein wich­ti­ger Rück­zugs­ort. Den­noch soll­ten auch dort (gemein­sam bespro­che­ne) Regeln gel­ten: schmut­zi­ges Geschirr in die Küche zurück­zu­brin­gen zum Bei­spiel, ein­mal am Tag zu lüf­ten oder Wäsche in den Wäsche­be­häl­ter zu packen.

Für Fami­li­en­räu­me muss man nicht ganz so tole­rant sein und soll­te bespre­chen, was einem selbst wich­tig ist (Jacke auf­hän­gen etwa, nach dem Essen zusam­men die Küche in Ord­nung brin­gen etc.). Die Regeln soll­ten ver­bind­lich auf­ge­stellt wer­den. Wenn das Cha­os des Teen­agers den Rest der Fami­lie ein­schränkt, soll­te man reagie­ren. Ein Abwä­gen, was wirk­lich wich­tig ist und unbe­dingt umge­setzt wer­den soll, ist rat­sam dabei. Und ein früh­zei­ti­ges Gewöh­nen an das The­ma „Auf­räu­men“. Je frü­her Kin­der in die täg­li­chen Auf­ga­ben ein­be­zo­gen wer­den, des­to selbst­ver­ständ­li­cher ist es für sie, dar­an teil­zu­ha­ben und ihre Selbst­stän­dig­keit in die­sem Bereich wird geför­dert. Etwas elter­li­che Gelas­sen­heit tut dabei ganz gut, unse­re Ener­gie brau­chen wir womög­lich auch noch für ande­re The­men des Lebens mit unse­rer oder unse­rem Pubertierenden.

BUCHTIPP: Das gro­ße Auf­räum­buch für die gan­ze Familie

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