Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

Foto: Sabine Hürdler/AdobeStock

Sicher zur Schule

Was für die meis­ten von uns in ihrer Kind­heit selbst­ver­ständ­lich war, ist es heu­te nicht mehr unbe­dingt – sich mor­gens allein auf den Schul­weg zu machen. Die Angst vor dem Stra­ßen­ver­kehr spielt dabei eine gro­ße Rol­le, aber auch die Fra­ge, ob das Risi­ko zu groß ist, dass das Kind unter­wegs merk­wür­dig ange­spro­chen oder gar ent­führt wird. Wir Eltern schwan­ken dann oft zwi­schen dem Impuls, unser Kind nicht aus den Augen las­sen zu wol­len und dem Wunsch, ihm Frei­heit und Selbst­stän­dig­keit zu ermög­li­chen. Wir soll­ten unse­ren Kin­dern jedoch alters­ge­recht etwas zutrau­en und sie zur Selbst­stän­dig­keit ermu­ti­gen, das schafft Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wusst­sein. Wich­tig ist, dass die Kin­der sich an die ver­ein­bar­ten Regeln hal­ten und immer sagen, wo sie hin­ge­hen. Eltern soll­ten ruhig ab und zu kon­trol­lie­ren, ob die Kin­der zum Bei­spiel den ver­ein­bar­ten Weg laufen.

Mit dei­nem Kind kannst du über die­ses schwie­ri­ge The­ma spre­chen indem du ihm alters­ent­spre­chend alles erklärst und es lobst, wenn es etwas gut und rich­tig gemacht hat. Dabei soll­test du dei­nem Kind kei­ne Angst machen, indem du viel­leicht sagt: „Der Frem­de tut dir etwas Schlim­mes an“, son­dern „Wir gehen nicht mit Frem­den mit, weil wir sie nicht ken­nen und nicht wis­sen oder sehen kön­nen, ob jemand böse ist.“ Das reicht den Kin­dern meis­tens. Hor­ror­ge­schich­ten machen nur Angst.

Um das Allein­ge­hen zu üben, ist es sinn­voll, den Schul­weg eine Zeit lang gemein­sam zurück­zu­le­gen und dei­nem Kind zu zei­gen, wo es sich unter­wegs Hil­fe holen könn­te, wenn ihm etwas selt­sam vor­kommt. Das kann etwa bei Nach­barn oder in einem Geschäft sein, das dein Kind kennt. Du könn­test dazu raten, im Zwei­fels­fall eine Frau mit Kind anzu­spre­chen, weil Müt­ter Kin­dern meis­tens hel­fen wür­den. Sag aber bit­te nicht, dass man Män­ner nicht um Hil­fe bit­ten soll, das sug­ge­riert nur, dass Män­ner böse sind.

Der bes­te Schul­weg ist nicht immer der kür­zes­te, son­dern der sichers­te. Güns­tig ist es natür­lich, wenn dein Kind den Schul­weg in einer klei­nen Grup­pe mit Schulkamerad*innen gehen kann, soweit das mög­lich ist. Damit Frem­de dein Kind nicht nament­lich anspre­chen und so fal­sches Ver­trau­en auf­bau­en kön­nen, soll­test du auf gro­ße, sicht­ba­re Namens­schil­der an Klei­dung, Turn­beu­tel und Schul­ran­zen ver­zich­ten.
Wenn eine frem­de Per­son dein Kind anspricht, rate ihm zunächst, trotz­dem hin­zu­hö­ren, was der-/die­je­ni­ge sagt. Nicht alle Frem­den, die etwas sagen, haben etwas Böses vor! Kin­der haben meist ein gutes Bauch­ge­fühl, das sich bei Gefahr ein­stellt – dar­auf soll­ten sie hören. Klar muss aber auf jeden Fall sein, dass sie nie­mals mit­ge­hen dür­fen, egal was der/die Erwach­se­ne verspricht.

Um zu ver­hin­dern, dass dein Kind zu jeman­dem ins Auto steigt, den es zu ken­nen glaubt, ist es gut, ein Fami­li­en­pass­wort zu ver­ab­re­den. Nur wer die­ses Pass­wort kennt, ist ver­trau­ens­wür­dig. Wenn sich ein/e Autofahrer*in mit einer Fra­ge nähert, soll­te dein Kind gro­ßen Abstand zum Auto hal­ten, so dass es nicht fest­ge­hal­ten und ins Auto gezo­gen wer­den kann. Per­fi­de und für das Kind schwer aus­zu­hal­ten sind Tricks, bei denen jemand dei­nem Kind zum Bei­spiel sagt: „Dei­ne Mut­ter hat­te einen Unfall und ist im Kran­ken­haus. Steig schnell ein. Ich fah­re dich dort­hin.“ In so einem Fall ist beson­de­re Vor­sicht gebo­ten. Das gilt auch, wenn der-/die­je­ni­ge ein/e Nachbar*in oder bekann­te Per­son ist – hier kann ein Weg sein, dass dein Kind nach dem Fami­li­en­pass­wort fragt. Kennt die Per­son es nicht, ist es am bes­ten, schnell in die Schu­le zurück­zu­ge­hen und dort davon zu berich­ten. Dann küm­mert sich ganz sicher jemand um alles Weitere.

Wenn dein Kind den­noch beläs­tigt oder fest­ge­hal­ten wird, soll­te es so laut schrei­en, wie es kann: „Las­sen Sie mich in Ruhe!“ oder „Nein, ich kom­me nicht mit!“. Das weckt auch die Auf­merk­sam­keit von Per­so­nen, die sich in der Nähe befin­den. Bei einem Angriff ist alles erlaubt: Bei­ßen, Krat­zen oder dem Geg­ner einen Schlüs­sel ins Gesicht wer­fen. Sobald man nicht fest­ge­hal­ten wird, ist Weg­ren­nen gut, dort­hin, wo ande­re Men­schen sind. Dass wirk­lich ALLES erlaubt ist, wenn ein Erwach­se­ner ver­sucht, einen fest­zu­hal­ten, kann man mit den Kin­dern ruhig ein­mal durchspielen.

Auch wenn Kin­der und Eltern alle Verhaltens­tipps befol­gen, gibt es kei­ne hun­dert­pro­zen­ti­ge Sicher­heit. Es kann immer zu Situa­tio­nen kom­men, in denen sich das Kind anders ver­hält als ver­ab­re­det. Kin­der zu sen­si­bi­li­sie­ren, auch gegen­sei­tig auf­ein­an­der zu schau­en, wenn etwas in ihrer Umge­bung oder bei Gesprä­chen mit Erwach­se­nen als befremd­lich emp­fun­den wird, ist eben­falls hilf­reich. Beob­ach­test du selbst, dass jemand ein Kind anspricht, fra­ge es, ob es Hil­fe benö­tigt. Wenn es „Nein“ sagt, beob­ach­te die Situa­ti­on wei­ter, um sicher­zu­ge­hen, dass es die ange­bo­te­ne Hil­fe nicht aus Angst abge­lehnt hat. Meist ver­treibt das offen­sicht­li­che Beob­ach­ten schon die Men­schen, die nichts Gutes im Sin­ne haben. Im Zwei­fel ist es immer bes­ser, die Poli­zei zu informieren.

Ein grund­sätz­lich guter Schutz für dein Kind sind nach wie vor ein star­kes Selbst­be­wusst­sein und die Fähig­keit, „Nein!“ zu sagen. Nach Erfah­run­gen der Poli­zei suchen sich Täter*innen oft eher schwa­che, schüch­ter­ne Kin­der aus. Selbst­be­haup­tungs­trai­nings und Selbst­ver­tei­di­gungs­kur­se kön­nen zurück­hal­ten­den Kin­dern hel­fen, selbst­si­che­rer auf­zu­tre­ten. Dein Kind soll­te ler­nen, nicht alles zu glau­ben, was Erwach­se­ne sagen. Wenn es das Gefühl hat, dass etwas „nicht stimmt“ oder „komisch“ ist (dazu gehö­ren auch Bli­cke und Bemer­kun­gen), muss es wis­sen, dass es sich dir jeder­zeit anver­trau­en kann, du zuhörst und ihm glaubst. Berich­tet dein Kind dann doch ein­mal von einem sol­chen Erleb­nis, soll­test du das auf jeden Fall ernst neh­men. Die meis­ten Per­so­nen ten­die­ren dazu, nicht glau­ben zu wol­len, was nicht sein darf – eine ganz mensch­li­che Reak­ti­on. Eltern soll­ten sich sowie­so täg­lich Zeit neh­men, um mit ihrem Kind über Erleb­nis­se und Sor­gen zu spre­chen und ihm zu zei­gen, dass es über alles mit ihnen reden kann.

Im Zwei­fel soll­te die Poli­zei ein­ge­schal­tet wer­den. Sie ist für jeden Hin­weis dankbar.

Wei­te­re Tipps fin­det ihr im Bei­trag „Ich geh doch nicht mit jedem mit!“

Prä­ven­ti­on für Grundschüler*innen

Die Abtei­lung Prä­ven­ti­on der Poli­zei in Bran­den­burg bie­tet Grund­schu­len Work­shops für Erst- und Zweit­kläss­ler an. In der ers­ten Klas­se geht es um Ver­kehrs­er­zie­hung (siche­rer Schul­weg, wich­ti­ge Ver­kehrs­zei­chen, was ist im Herbst und Win­ter zu beach­ten). Mit den Zweit­kläss­lern spre­chen spe­zi­ell aus­ge­bil­de­te Beamt*innen über das The­ma „Distanz zu Frem­den“. In Rol­len­spie­len wird geübt, wie die Kin­der sich gegen­über Frem­den ver­hal­ten sol­len, wenn sie ange­spro­chen wer­den – etwa aus dem Auto her­aus, an der Bus- oder Tram-Hal­te­stel­le oder auf dem Schul­weg. The­ma ist auch das rich­ti­ge Ver­hal­ten, wenn es an der Tür klin­gelt und das Kind allein zu Hau­se ist. Alex­an­der Gehl ist Ansprech­part­ner im Bereich Prä­ven­ti­on der Poli­zei Pots­dam.
Poli­zei­prä­si­di­um Bran­den­burg, Polizei­inspektion Pots­dam: 0331.55 08 10 80


Sicht­bar sicher unter­wegs sein

Ach­tet bei euch und euren Kin­dern auf reflek­tie­ren­de Klei­dung. Reflek­tie­ren­de Strei­fen soll­ten nicht nur an Vor­der- und Rück­sei­te, son­dern auch an den Körpersei­ten ange­bracht sein. Ist der Schul­ran­zen nicht oder nur spär­lich mit Reflek­to­ren aus­ge­stat­tet, könnt ihr die­se nach­träg­lich anbrin­gen. Die Sicht­bar­keit in Däm­me­rung und Dun­kel­heit wird dadurch um ein Viel­fa­ches erhöht.
Infos und Mate­ri­al, auch für Kitas, gibt es unter ande­rem beim Netz­werk Ver­kehrs­si­cher­heit Bran­den­burg: www.netzwerk-verkehrssicherheit.de

Aus Pots­Kids! Juli/August 2021

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