Für einige Familien ist dieses Thema ein Dauerbrenner: das Haustier. Viele Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als einen tierischen besten Freund. Das erste Corona-Jahr brachte einen Rekord beim Verkauf von Heimtierbedarf und es gab 25 Prozent mehr Registrierungen für Hunde als im Vorjahr. Das Interesse war und ist also groß, begünstigt durch Homeoffice, Kurzarbeit, weniger Freizeitmöglichkeiten. Das gesamte Maß an Verantwortung muss allerdings vor der Anschaffung gut überlegt werden: Ist auch in Zukunft noch genug Zeit? Wer kümmert sich, wenn man in den Urlaub gefahren ist? Sind auch im Krankheitsfall alle Kosten tragbar?
Dieser Artikel ist ein Plädoyer für das Haustier. Haustiere helfen gegen Einsamkeit und schlechte Laune, wirken gegen Stress, erweitern unseren Interessenshorizont, sensibilisieren uns und tun der Seele einfach gut.
Natürlich geht es beim Haustier vielen in erster Linie darum, dem Kind einen Freund zu schenken und sein Leben zu bereichern. Dabei ist ein Tier auch die Chance, wieder mehr Bezug zu Natürlichkeit und Ursprünglichkeit herzustellen. Ihr wisst es selber: In früheren Zeiten hatte gefühlt jeder dritte Nachbar Hühner im Garten, Hunde und Katzen liefen frei durch den Ort und das erste Haustier war bei vielen von uns ein Schmetterling oder Grashüpfer im Schuhkarton. Die Lebensrealität der Kinder heute ist eine andere. Ein Grund mehr, mit einem Haustier neben der Freude auch ein verstärktes Verantwortungsgefühl mitzugeben.
UNTERHALTSAM: MAUS
Micky, Feivel oder Stuart Little: Mäuse sind niedlich und Kinder lieben sie. Als Haustier bieten sie einen großen Unterhaltungsfaktor, denn im Mausgehege ist immer was los. Dort wird gewühlt, geklettert, gezankt, geschmust und genascht. Als Haustier gibt es die Maus nicht im Singular, die Tiere müssen in Gruppen gehalten werden. Doch Vorsicht, wenn ihr Männchen und Weibchen zusammen wohnen lasst, gibt es schnell Nachwuchs. Auch solltet ihr bedenken, dass Mäuse keine Kuscheltiere sind. Schmusen und kuscheln ist nicht drin, denn die Tiere entwischen leicht. Mäuse eignen sich gut für Beobachter und Anfänger, da sie sehr pflegeleicht sind.
ALLERGIKERFREUNDLICH: SCHILDKRÖTE
Ob an Land oder zu Wasser, beide Arten sind sehr beliebt. Unkomplizierter und pflegeleichter sind sicherlich Landschildkröten. Ihr könnt sie in der Wohnung halten und im Sommer einfach mit in den Garten nehmen. Ein Terrarium bzw. Gehege brauchen sie aber in jedem Fall. Landschildkröten sind ideal für Allergiker geeignet. Auch beim Futter sind sie recht anspruchslos und fressen am liebsten das, was auf der heimischen Wiese wächst. Sie lassen sich streicheln und erkennen sogar ihre Besitzer.
BERUHIGEND: FISCHE
Fische sind und bleiben der Einstiegs-Klassiker. Sie sind die ideale Möglichkeit, wenn sich euer Kind an mehr Verantwortung trauen soll. Regelmäßiges Füttern (nicht zu viel, nicht zu wenig), ab und zu die Wassertemperatur überprüfen und mit neuen Pflanzen auffrischen – das war‘s. Nebenbei macht das Aquarium auch optisch was her. Das wohnliche Accessoire hat dabei zwei positive Nebeneffekte. Die anmutig schwimmenden Fische und die Lichtreflexe wirken beruhigend, aber was viele nicht wissen: Ein Aquarium im Zimmer ist ein guter Luftbefeuchter. Davon profitiert ihr vor allem im Winter oder wenn euer Kind Probleme mit Asthma hat.
ACTIONREICH: HUND
Er ist und bleibt als Begleiter unschlagbar: der Hund. Der beste Freund des Menschen ist das perfekte Familienmitglied und wahrscheinlich der Traum eines jeden Kindes. Es gibt keinen besseren Garanten für regelmäßige Bewegung an der frischen Luft. Denn ein Hund, der beim Zücken seiner Leine nicht schwanzwedelnd in Begeisterung ausbricht, ist ein kranker Hund. Wenn ihr also eurem Kind in Sachen Fitness einen Stups in die aktive Richtung geben wollt, dann zögert nicht. Doch nicht nur Couch-Potatoes werden herausgefordert, sondern auch die Einsiedler: Ein Hund erregt immer Aufmerksamkeit und sorgt für Gelegenheiten, mit Nachbarn und anderen Hundebesitzer*innen ins Gespräch zu kommen. Was man auf jeden Fall beachten sollte: Jede Hunderasse hat eigene Anforderungen an seine Menschen. Es gibt ausgesprochen ruhige Hunderassen, aber auch solche, die besonders viel Auslauf brauchen oder eine aufwändige Fellpflege. Intelligente Hunde benötigen eine herausfordernde Beschäftigung, weil sie sich sonst langweilen. Über die jeweiligen Anforderungen sollte man sich vor der Anschaffung eines Hundes im Klaren sein.
PFLEGELEICHT: RATTE
Die Ratte wird als Haustier völlig unterschätzt. Ihr aktives, aufgewecktes Wesen kommt bei Kindern gut an. Ratten sind neugierig, intelligent, gesellig und im Vergleich zu Kaninchen und Hamstern ziemlich stressresistent. Beim Füttern könnt ihr auch wenig falsch machen, denn die robusten Nager vertragen so gut wie alles oder nehmen erst gar nicht an, was ihnen nicht bekommt (Hände weg von Avocados). Auch lassen sich Ratten leicht trainieren. Für Kinder, die sich gerne und viel mit ihrem Tier beschäftigen, ist das ideal. Die Kletterkünstler können sich gut festhalten und es passiert ihnen in der Regel nichts, sollten sie doch einmal herunterfallen.
SELBSTBESTIMMT: KATZE
Wer sein Zuhause mit einer Katze teilt, der teilt sein Zuhause. Denn eine Katze läuft in den seltensten Fällen einfach so „nebenher“. Sie braucht Raum zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit und genau das ist es, was Menschen so an ihr lieben. Die Katze lässt sich nicht über das von ihr geduldete Maß erziehen, sondern bleibt selbstbestimmt. Viele Eltern finden aber gerade das an ihr toll: Sie lässt nicht alles mit sich machen und so lernen Kinder, Grenzen zu respektieren. Natürlich spielen und schmusen Katzen auch gerne. Und wer selbst eine zuhause hat, wird das bestätigen: Es gibt nichts Schöneres, als eine schnurrende Katze neben (oder auf) sich zu haben.
WO SIND DIE HASEN?
Ihr werdet euch vielleicht wundern, warum Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster nicht in unserer Auflistung auftauchen. Alle drei gehören mit zu den beliebtesten Haustieren, sind aber aus verschiedenen Gründen nicht für kleine Kinder geeignet. Meerschweinchen neigen schnell zu Knochenbrüchen und verletzen sich schon beim Sturz aus kleinster Höhe. Kaninchen sind, genau wie Meerschweinchen, Fluchttiere, brauchen viel Bewegung und wollen nicht gefangen werden. Und Hamster sind zum einen nachtaktiv, was Kindern so gut wie keinen Nutzen bringt, zum anderen ist eine artgerechte Haltung sehr aufwändig. Heißt: Sie benötigen ein hohes Terrarium oder einen vergleichbaren Kasten mit verschiedenen Ebenen zum Buddeln. Das hat den Nebeneffekt, dass man die Tiere sehr selten zu Gesicht bekommt. Zwingt man sie gegen ihren Biorhythmus, sich zu zeigen, werden sie gestresst und können zu aggressivem Verhalten neigen. Für ältere Kinder sind alle drei aber kein Problem.
Text: Susanne Salkic / Ariane Linde, Illustrationen: Luisa Hartkopf