Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

Dieses Buch unterstützt Eltern dabei, mit ihren Kindern das schwierige Thema „Trauer und Verlust“ auf eine natürliche und ehrliche Weise zu erkunden. Es beantwortet wichtige Fragen und hilft, den Verlust verständlich zu machen. Eric Wrede, Bestatter und Trauerbegleiter, schreibt im Vorwort: „Kinder … brauchen sehr klare Antworten und haben häufig einen anderen Zugang zu den Themen, über die Erwachsene ungern sprechen.“ Das Buch vermittelt einfühlsam, dass der Tod zum Leben gehört. Es ist in einem ansprechenden Format gehalten, mit fröhlichen Illustrationen von Emily Claire Völker, die den Text wunderbar ergänzen. Die große Schrift und die kindgerechten Bilder unterstützen das Verständnis und regen die Fantasie an. Es ist für Kinder ab 5 Jahren geeignet. Jedes Kapitel enthält wertvolle Informationen und moderne Erkenntnisse, ergänzt durch nützliche Tipps für Erwachsene. Besonders aufschlussreich sind Abschnitte wie „Warum sterben nicht nur alte Menschen“ und „Trauerfeiern weltweit“. Ein Glossar am Ende hilft zusätzlich beim Nachschlagen. Dieses Buch ist ein wertvoller Begleiter für Groß und Klein, es stärkt die Neugier und fördert ein respektvolles Gespräch über den Tod.

Edition Michael Fischer/EMF Verlag, ISBN 978-3-7459-2407-7, 16 €

Buch-Rezension von Olina & Edda, beide 14 Jahre alt

„Als uns einmal langweilig war, fand Ester eine tote Hummel und wir kamen auf die Idee sie zu beerdigen. Immer wenn wir ein totes Tier fanden, freute sich Ester auf die Beerdigung.“ So kommt es zu einer schönen Geschichte, wo die drei Kinder viel über den Tod lernen und sich kreative Namen ausdenken. Putte, der kleinste der drei, ist zuständig fürs „Weinen“, Ester, die große Schwester, ist fürs Graben und Beerdigen zuständig und der mittlere Bruder schreibt die Gedichte dazu, wie zum Beispiel „Der Hering ist nicht mehr am Leben, im Leben geht recht viel daneben.“ Man kann das Buch auch gut ohne den Text verstehen und sich noch viel dazu denken. Es ist zwar erst ein bisschen komisch, dass die Geschwister Beerdigen spielen, aber dann oft witzig, was sie für Ideen dabei haben.

Ulf Nilsson und Eva Eriksson, aus dem Schwedischen von Ole Könnecke, Moritz Verlag, ISBN 978-3-89565-451-0, 12 €, ab 7 Jahren

Dieses Buch werden viele Erwachsene in seiner Lesart makaber finden, einige Zeichnungen als missglückt oder zu düster bezeichnen. Dennoch trifft das Buch der schwedischen Autorin bei Kindern und Jugendlichen einen speziellen Nerv, denn humoristisch verpackt wirkt das Beängstigende weniger belastend. Sterben und Tod reizt Kinder und Jugendliche als Thema oft sehr – vielleicht auch gerade, WEIL sie fühlen, was für ein Riesen-Tabu es noch immer in der Erwachsenenwelt ist und sie sehr auf sich gestellt sind, ihre Fragen daran zu beantworten.

Dieses Buch ist vor allem geeignet, wenn man über das „schwere Thema“ Sterben und Tod lockerer und humoriger aufklären oder ins Gespräch kommen möchte. Definitiv ist es aber kein Buch für den Trauerfall.

Edda & Olina (beide 14): „Das Traurige wird lustig erklärt, obwohl manche Ideen ein bisschen unrealistisch sind, zum Beispiel: „Was ist, wenn man eine Bratwurst wird?“ (Anm.: zum Thema Wiedergeburt). Manche Bilder sind ein bisschen krass und zu direkt – das, wo auf dem Wasser ein Boot mit Menschen drin brennt. Wir würden das Buch ab 3. Klasse empfehlen.“

Pernilla Stalfelt, aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer, Moritz Verlag, ISBN 978-3-89565-110-6, 12 €, ab 5 Jahren

Ihr Opa, mit dem Marlene und Paul viele kleine Abenteuer und Tomaten-ernten erlebt haben, wird immer schwächer, kann ihnen keine Geschichten mehr erzählen und stirbt schließlich. Die Fragen, die sich Kinder nun stellen, werden von der Autorin mit kleinen illustrierten Zetteln beantwortet. Das macht das Buch für jeden Abschiedskontext umso passender, als „nur“ die eigentliche Rahmenhandlung. Im weiteren Verlauf wird die Familie bei den Abschiedsvorbereitungen begleitet. Dazu werden immer echte Kinderfragen beantwortet, wie zum Beispiel „Tut das dem toten Menschen weh, wenn er verbrannt wird?“ oder „Ist man jetzt für immer traurig?“.

Mechthild Schroeter-Rupieper, Gabriel im Thienemann-Esslinger Verlag, ISBN 978-3-522-30564-8, 15 €, ab 5 Jahren

Oma Lina ist Jaspers Nachbar-Oma, die jeden Mittwoch mit ihm Pfannkuchen bäckt. Doch dann muss sie eines Tages ins Krankenhaus, wo sie kurz darauf stirbt. Jasper und seine Eltern organisieren ihre Beisetzungsfeier und der kleine Junge lernt das erste Mal das schmerzliche Abschiednehmen kennen – nicht nur die Bräuche rund um die Bestattung und die Worte des Pfarrers, sondern auch, wie wenig man sich „tot sein“ vorstellen kann und wie heftig sich Trauer anfühlt. Aber wie gut, dass Oma Lina ihm ihre Pfannkuchen-Rezepte gegeben hat! So bahnt sich ein kleiner Trost seinen Weg. Die Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden kann ihm nämlich keiner nehmen.

Hermien Stellmacher, illustriert von Barbara Korthues, Gabriel im Thienemann-Esslinger Verlag, ISBN 978-3-522-30586-0, 15 €, ab 5 Jahren

Text: JULIA LINDNER – Koordinatorin für Trauerarbeit, Kontakt- und Beratungsstellen beim KINDERHILFE – Hilfe für krebs- und schwerkranke Kinder e. V.

Was ist versteckte Trauer und wodurch entsteht sie? Was oder wer kann helfen?

Versteckte Trauer hat ganz viele Gesichter und zeigt sich nach unseren Erfahrungen aus der langjährigen Arbeit mit trauernden Kindern und Jugendlichen auch noch Jahre nach dem Verlust. Oft so spät danach, dass die Symptome gar nicht mit der Trauer in Verbindung gebracht werden. Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene. Sie trauern in jeder Entwicklungsphase noch einmal neu – auf der Entwicklungsstufe, auf der sie sich dann befinden.
Ein Junge kam zu uns in die Trauergruppe, der 6 Jahre nach dem Tod des Vaters beschlossen hatte, nicht mehr zu sprechen. Er hat den Tod als sehr kleines Kind erlebt und er hat 6 Jahre nach dem Tod des Vaters keine Worte für seine Emotionen gefunden und ist verstummt.

Auch kann der Grund für eine versteckte Trauer darin liegen, dass die Kinder und Jugendlichen Verantwortung übernehmen für ihre verbleibenden Elternteile und Geschwister und daher einfach weiter funktionieren, dass sie möchten, dass alle wieder glücklich sind und daher nicht über die Trauer reden und ihr Platz einräumen oder sie sind einfach furchtbar wütend. Sie ecken plötzlich in der Schule an, haben Auseinandersetzungen mit Freunden, explodieren schnell und schreien rum oder machen Dinge kaputt. Auch das ist Trauer. Oft in Kombination damit, dass sie zuhause und in der Schule nicht über die Trauer oder die verstorbene Person reden wollen. Denn das macht traurig und noch wütender und dann sind die Emotionen so groß und lassen sich kaum halten.
In der Schule möchten viele einfach weiter so behandelt werden wie immer. Sie wollen Teil der Peergroup bleiben, so wie alle anderen sein. Sie wollen keine mitleidigen Blicke oder ständige Rücksichtnahme und keine verunsicherten Reaktionen. Deswegen wird auch in der Schule für die Trauer oft kein Platz gelassen. Das funktionierende und unveränderte Umfeld gibt Kraft und stärkt. Sie wollen das oft nicht aufgeben – verständlicherweise.

Also wird die Trauer verschoben beziehungsweise versteckt. Denn sie hat nirgendwo Platz. Und dadurch können viele Symp­tome entstehen – wie gesagt auch Jahre nach dem Todesfall – die auf den ersten Blick nicht unbedingt darauf zurückzuführen sind. Wir haben verstummte Kinder, wütende Kinder, Kinder und Jugendliche, die plötzlich ausbrechen, Internet- und Spielsucht, um sich abzulenken, Kinder, die viel zu angepasst sind, und Jugendliche, die nicht in die Ablösung von dem verbliebenen Elternteil gehen können und vieles mehr.
Auch unterschiedliche Trauerbedürfnisse und Trauerverhalten erschweren oft die Trauer. Jeder Mensch trauert anders und wenn in einer Familie zwei zurückbleiben, deren Trauerverhalten sehr unterschiedlich ist, kann auch das zu einer versteckten Trauer führen aus Rücksicht auf den anderen. Kinder und Jugendliche übernehmen oft die Verantwortung und schützen ihre Eltern und Geschwister, was dann dieses Verhalten noch begünstigt.

Durch unser Angebot beim Kinderhilfe e. V. können wir viel auffangen und den Kindern und Jugendlichen einen Platz für die Trauer bieten. Es ist gerade für sie sehr wichtig, dazuzugehören und Peergroups zu haben. Wir arbeiten an den Themen Trauer und Tod, Abschied, aber auch an Emotionen und vor allem auch an Stärken und Ressourcen. Stärken und Ressourcen sind das Gegengewicht zu den Krisen und schweren Dingen, die uns im Leben ereilen. Sie helfen uns, durch Krisen hindurchzugehen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die größte Stärke und Ressource ist in den meisten Fällen jedoch das Zusammensein mit anderen, die dasselbe erlebt haben.
In den Kindertrauergruppen werden die Themen kreativ bearbeitet. Bei den Jugendlichen vor allem inhaltlich. Und das geschieht in einer vertrauensvollen und geschützten Umgebung. Natürlich sind wir auch mal traurig, aber meistens lachen wir sehr viel. Die Gruppen sind offen gehalten, um so einen Einstieg zu ermöglichen. Für all die, die nicht an Gruppen teilnehmen können oder möchten, bieten wir auch einzelne Termine an oder finden eine/n ausgebildete/n ehrenamtlichen Trauerbegleiter/in, der oder die regelmäßig Einzeltermine anbietet.
Jugendliche haben zudem die Möglichkeit, an unserer Trauer­reise in den Herbstferien teilzunehmen, die die Möglichkeit bietet, sich stärker zu vernetzen, Freundschaften aufzubauen und noch intensiver an Themen zu arbeiten.

Beitrag aus Abschied nehmen Heft 1 September 2024

Abschied nehmen 2024

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