Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

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Das Familienmagazin für Potsdam und Umgebung

Foto: Klinikum Westbrandenburg Kinder- und Jugendklinik, Potsdam

Entwicklung verläuft sehr individuell. Doch wenn Eltern darauf aufmerksam (gemacht) werden, dass sich ihr Kind anders entwickelt als die Altersgenossen, steht meist eine genaue Betrachtung des Entwicklungsstandes an. Wir haben mit der Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Neuropädiatrie, Dr. med. Mona Dreesmann über die Angebote des Sozialpädiatrischen Zentrums Potsdam gesprochen.

Welche Kinder und Jugendlichen kommen zu Ihnen ins SPZ?

Zum einen sind es Kinder, bei denen man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussehen kann, dass Entwicklungsprobleme auftreten könnten, zum Beispiel haben sehr früh geborene Kinder ein deutlich erhöhtes Risiko oder Kinder mit Hirnblutungen. Bei ihnen kann es später zu Bewegungsstörungen, Konzentrationsproblemen oder dergleichen kommen. Oder es wird schon pränatal, also bei der Schwangerschaftsvorsorge, eine Diagnose gestellt wie Trisomie 21, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Entwicklungsprobleme mit sich bringt.

Und dann gibt es Kinder, die erst einmal ganz gesund geboren werden und bei denen beispielsweise durch akute Erkrankungen oder erst im späteren Verlauf auffällt, dass sie sich vielleicht langsamer oder anders entwickeln als erwartet.

Welche Bereiche der Entwicklung meinen Sie?

Es gibt ganz verschiedene Entwicklungsbereiche: Sprache, Motorik, geistige Entwicklung, Sozialverhalten zum Beispiel. Die schauen wir uns dann genau an.

Wie kommen die Kinder und Jugendlichen in der Regel zu Ihnen?

Ganz viele kommen durch die Kinderärzte. Diese arbeiten heutzutage bei ihren U-Untersuchungen mit den sogenannten Grenzsteinen, das heißt, sie stellen zu verschiedenen Fähigkeiten in einem Alter den Eltern Fragen und schauen sich das Kind daraufhin an. Wenn ein bestimmter „Punktescore“ nicht erreicht wird, wird ein Arzt/eine Ärztin erst einmal aufmerksam und bestellt das Kind vielleicht in kürzeren Abstanden ein, um zu schauen, ob die Entwicklung vorangeht oder ob es einfach nur eine kurze Entwicklungspause war und es dann wieder weitergeht. Denn sowas ist völlig normal in der kindlichen Entwicklung. Das kennen viele Eltern, dass ihr Kind vielleicht motorisch tolle Fortschritte macht, aber sprachlich passiert eine Zeit lang wenig. Kaum hat das Kind das freie Laufen erlernt, geht es dann sprachlich weiter. Es ist ganz normal, dass in einem Bereich die Entwicklung auch einmal zum Stillstand kommen kann oder ein Kind sogar etwas wieder verlernt.

Und wann kommen die Kinder dann zu Ihnen?

Wenn die Entwicklung längerfristig stockt, kann es sein, dass die Ärzte die Kinder zu uns schicken. Es sind auch häufig Erzieherinnen, die die Eltern auf Entwicklungsverzögerungen aufmerksam machen. Die Kitas sind insgesamt sehr gut geschult. Dort ist viel passiert in den letzten Jahren, durch das Einführen von strukturierten Entwicklungsgesprächen. Die Erzieherinnen sind diejenigen, die die Kinder jeden Tag erleben, die oft einen guten Eindruck haben in der Langzeitbetrachtung. Doch der Weg zu uns läuft immer über eine Indikation von einem (Kinder-)Arzt.

Wir haben einen gesetzlichen Auftrag, der im Sozialgesetzbuch verankert ist, und der bedeutet im Prinzip, dass ein Kind dann in einem SPZ angemeldet werden soll, wenn es nicht von einem Kinderarzt oder einer Frühförderstelle ausreichend behandelt werden kann. Wir sind also quasi in der Diagnostikstufe die Letzten in der Kette, was das Thema Entwicklungsstörungen angeht.

Das heißt, hier findet dann die Diagnostik statt und Sie versuchen herauszufinden, wo das Problem genau liegt?

Ja, genau. Es gibt verschiedene Tiefen der Diagnostik: einmal ein Screening, dann eine Basisdiagnostik und gegebenenfalls eine Mehrbereichsdiagnostik.

Screening meint, die Eltern bekommen einen Fragenbogen und geben zum Beispiel an, wie viele Worte ihr Kind sagt. So erfahren wir grob etwas über den Entwicklungsstand. Für die Basisdiagnostik gibt es standardisierte Tests. Das Screening und diese Tests machen teilweise auch die Kinderärzte selbst.

Und in der Mehrbereichsdiagnostik werden die verschiedenen Bereiche der Entwicklungsstörungen betrachtet. Wir schauen neben dem Lebensumfeld des Kindes dann auch, ob es zum Beispiel neben der Sprachstörung noch motorische oder geistige Entwicklungsstörungen gibt.

Was erwartet die Eltern bei einer Diagnostik hier vor Ort genau?

Die Eltern bekommen zunächst einmal einen Fragebogen, der viele Bereiche abbildet, damit wir einige Vorinformationen haben: den Vorstellungsgrund und dann natürlich die ganze Vorgeschichte vom Kind, Schwangerschaft, Geburt, Erkrankungen etc. Das sind für uns sehr wichtige Informationen, um eine erste Einschätzung vornehmen zu können. Es ist für uns auch gut, wenn es Berichte aus der Kita oder vom Kinderarzt gibt, die wir einbeziehen können. Dann versuchen wir, uns aufgrund der Informationen erst einmal ein Bild zu machen und bei Terminen dann unsere verschiedenen Fachgebiete hinzuzuziehen, wie Kinderarzt, Psychologen, Heilpädagogin, Sprach-, Physio- oder Ergotherapeuten.

Eine kurze Zwischenfrage: Wenn die Eltern den Bogen nicht selbst ausfüllen können oder sich damit überfordert fühlen, gibt es dann Unterstützung?

Ja, gegebenenfalls gibt es Unterstützung beim Ausfüllen, wir betreuen zum Beispiel ja auch Kinder von Geflüchteten. Oder der Kinderarzt kann helfen. Da findet sich immer ein Weg.

Und beim ersten Termin?

Die Eltern lernen erst einmal den zuständigen Arzt kennen, dafür nehmen wir uns in der Regel viel Zeit, so 1,5 Stunden. Dort wird das Gespräch mit den Eltern geführt und parallel das Verhalten des Kindes beobachtet: wie agiert es? Ist es sehr still oder räumt es das ganze Zimmer aus? Wie bewegt es sich? Wie ist die Interaktion? Nimmt es Blickkontakt auf? Kann es sich altersentsprechend unterhalten? Kann es sich selbst gut regulieren oder weint es die ganze Zeit? etc. So entsteht ein erster Eindruck. Dann gibt es eine ganz normale körperliche Untersuchung.

Bei weiteren Terminen stehen zum Beispiel die Sprachdiagnostik oder heilpädagogische Diagnostik im Mittelpunkt. Oder vielleicht ein Intelligenztest, wenn es in Richtung Schule geht.

Und dann läuft hinter den Kulissen relativ viel. Es gibt Teambesprechungen, bei denen wir alles zusammentragen, uns über Fördermaßnahmen Gedanken machen oder wo über spezielle Unterstützungen auch für die Eltern gesprochen wird. Es ist eine Idee in den SPZ, dass man quasi den Blick etwas weitet und das Kind im Kontext der Umgebung sieht, in der es aufwächst.

Was möchten Sie bei der Diagnostik genau herausfinden?

Einmal geht es um das Feststellen des Entwicklungsstandes – also ob ist das Kind altersgerecht entwickelt ist – in Sprache, Kognition etc. Oder gibt es Auffälligkeiten, eine große Abweichung von dem, was das Kind eigentlich können müsste? An dem Punkt machen wir uns Gedanken, ob nicht doch eine Grunderkrankung vorliegen kann.

Bei Ihnen ist also ein wichtiger Schwerpunkt die Diagnostik der potentiell dahinterstehenden Grunderkrankung?

Genau. Das ist der medizinische Hintergrund, der parallel betrachtet wird. Wobei man sagen muss, dass es für uns Neuro- und Sozialpädiater eine Revolution ist, dass man heute so viel genetisch herausfinden kann. So können wir häufig eine konkrete Diagnose bei schweren Entwicklungsstörungen stellen, wenn dies von den Eltern gewünscht ist. Laut wissenschaftlichen Studien ist es meist eine Entlastung für die Eltern, den Grund zu wissen – dass es zum Beispiel nicht an fehlender Kompetenz bei der Erziehung liegt, sondern dass Kinder und Jugendliche mit derselben Diagnose auch diese Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten haben.

Ziel ist es dabei, die richtigen Fördermöglichkeiten zu empfehlen, dazu gehören unter anderem Therapien oder eine Integrations-Kita. Für viele Eltern ist es auch wichtig, dass sie eine realistische Prognose zu den Entwicklungsmöglichkeiten ihres Kindes erhalten.

Es gibt natürlich auch Kinder, die eine Aufholentwicklung zeigen, das heißt, die zum Beispiel mit der entsprechenden Förderung bei schweren Sprachauffälligkeiten für das spätere Berufsleben eine gute Ausbildungsprognose haben. Wir haben hier natürlich auch viele Patienten, wo uns klar ist, das es sich vermutlich nicht „auswächst“.

Wie reagieren die Eltern auf eine solche Diagnose?

Das ist ganz unterschiedlich – auch innerhalb von Paaren. Einige möchten möglichst ganz genau wissen: Kann mein Kind später selbständig leben oder wird es in einer Behinderten-WG wohnen und in einer Behinderten-Werkstatt arbeiten? Und andere, die leben im Hier und Jetzt und sagen: „Ich finde mein Kind toll, so, wie es jetzt ist. Und ob es auf eine normale Schule geht oder auf eine Förderschule, ist mir eigentlich egal. Mein Kind ist jetzt 1,5 Jahre alt und ich möchte das gar nicht wissen.“ Jeder hat andere Bewältigungsstrategien.

Bieten Sie auch Unterstützung für die Eltern an oder gibt es dafür eher Selbsthilfegruppen?

Wir bieten immer an, mit einem unserer Psychologen zu sprechen, als Paar oder auch alleine. Es ist ganz wichtig, die Eltern zu begleiten. Oftmals ist das Thema ja nicht etwas, das vielleicht nach einem halben Jahr verarbeitet ist. Es ist ja gegebenenfalls eine lebenslange Begleitproblematik, die immer mitschwingt.

Das ist für viele Eltern keine einfache Aufgabe, dies alles ins Leben zu integrieren. Aber es gibt wirklich viele Eltern, vor denen ich den Hut ziehe, was die alles leisten! Zumal meiner Meinung nach die Gesellschaft ihnen viel zu wenig Wertschätzung entgegenbringt.

Selbsthilfe ist auch immer gut, da sind viele von unseren Eltern ganz engagiert, finden vielleicht im Angesicht der neuen Situation Aufgaben, helfen einander. Das halte ich für eine tolle Bewältigungsstrategie. Viele können sich da wirklich auf die Schulter klopfen!

Welche staatlichen Unterstützungen gibt es für die Familien?

Was der Staat an sozialrechtlichen Möglichkeiten anbietet, ist sicherlich mehr als in anderen Ländern, aber es ist oft mit sehr vielen Antragsformularen, Widersprüchen und so weiter verbunden. Das finde ich manchmal beschämend. Da versuchen wir ebenfalls, die Eltern zu unterstützen.

Es gibt Eltern, die gut mit der Beeinträchtigung ihres Kindes umgehen können, für die aber der Zeitaufwand für das ganze Drumherum – Anträge, Termine etc. – enorm belastend ist, weil es manchmal mehrere Stunden die Woche in Anspruch nimmt. Das würde ich mir für die Familien anders wünschen.

Viele Kinder lassen sich auch nicht einfach so in „antraggerechte Kategorien“ stecken und dann wird es manchmal schwierig. Wir machen dazu Strategiegespräche, zu denen wir Jugendamt, Sozialamt, Kita, Pflegedienst und Einzelfallhelfer zusammen einladen und uns gemeinsam besprechen. Die Idee ist ja eigentlich, dass wir immer vom Kind und von der Familie aus denken: Was hat das Kind für eine Besonderheit, welche Stärken und Schwächen, wie kann das Kind gut lernen in Kita und Schule? Und welche Betreuungsangebote gibt es, so dass die Eltern beruhigt zur Arbeit fahren können? Oft klappt das super. Ich sehe das als einen Teil der Aufgaben der SPZ, hier den Eltern Unterstützungsangebote aufzuzeigen.

Deshalb ist es gut, wenn es Möglichkeiten wie das SPZ gibt, wo man begleitet werden kann und nicht alleine mit dem Thema ist.

Das heißt, Sie sind nicht nur hier interdisziplinär aufgestellt, sondern auch in ganz Potsdam gut vernetzt, um die Unterstützung für die Familien gewährleisten zu können?

Genau. Es gibt zum Beispiel die Frühförderstellen. Die sind total engagiert und wir arbeiten ganz eng zusammen – auch außerhalb von Potsdam – weil unser Einzugsgebiet größer ist. Im Land Brandenburg sind die Frühförderstellen noch hauptsächlich heilpädagogisch aufgestellt, so dass wir hier den Weg noch nicht ganz abgeschlossen haben in die interdisziplinäre Frühförderung, was das Bundesteilhabegesetz eigentlich vorsieht.

Machen Sie hier auch Therapie?

Wenig. Oft nur, um ein Kind in der Entwicklung noch einmal über einen Zeitraum genauer zu betrachten. Wir haben aber eine Musiktherapeutin hier für einen Tag pro Woche. Und viele Gruppenangebote, wie Konzentrationstraining für Kinder mit ADHS oder eine Gruppe für an Epilepsie erkrankte Kinder und deren Eltern. Aber auch zu Erziehungskompetenzen. Erziehungsaufgaben verändern sich im Angesicht von schwierigen Situationen, den anspruchsvollen Leistungen, die Eltern erbringen, und den Sorgen, die sie haben. Das kann eine sehr große Belastung sein, wenn man nicht nur dem normalen Erziehungs- und Begleitungsauftrag nachkommen soll, sondern noch einiges mehr aushalten muss.

Zudem gibt es natürlich medikamentöse Therapien und wir verordnen sehr viele Heilmittel, wie Sprach-, Ergo- oder Physiotherapie. Aber auch Hilfsmittel, wie Rollstühle, Talker etc.

Bis zu welchem Alter kommen die Kinder und Jugendlichen zu Ihnen?

Von 0 bis 18 Jahren. Als Kinder und Jugendärzte kennen wir uns auch ganz gut mit der Jugendproblematik aus. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher mit 16 Jahren eine Epilepsie entwickelt, dann ist das nicht einfach, denn eigentliche befindet er sich im Ablöseprozess vom Elternhaus, und die sitzen vielleicht da und machen sich große Sorgen. Da kann ein Jugendlicher in eine ganz schöne Lebenskrise geraten, wenn sich plötzlich viele Zukunftsaussichten verändern … er darf vielleicht keinen Führerschein machen und auch die Berufswahl ist eingeschränkt.

Gibt es lange Wartezeiten im SPZ?

Man hat zunächst tatsächlich relativ lange Wartezeiten, leider. Akut Erkrankte haben natürlich Vorrang, zum Beispiel bei Verdacht auf Epilepsie. Bei allgemeinen Entwicklungsstörungen im Kitaalter beträgt die Wartezeit mitunter vier bis sechs Monate und Schulkinder warten leider auch schon mal über ein halbes Jahr.

Was sollten Eltern Ihrer Meinung nach noch wissen?

Wir richten hier auftragsgemäß natürlich den Blick vorrangig auf die Defizite der Kinder und Jugendlichen. Aber wir empfehlen gerne auch Angebote, die den Kindern unabhängige, positive Erfahrungen in anderen Bereichen ermöglichen, wie Sport- oder Musikgruppen. Es ist wichtig für alle, den Blick nicht nur auf die Problematik zu richten, sondern sich immer auch auf die Suche nach den Stärken zu machen, um zu versuchen, Perspektiven aufzuzeigen. Und dabei nicht immer an den schulischen Kontext zu denken. Auch Kinder mit einer schweren LRS oder Konzentrationsproblemen können später im Berufsleben und im Leben allgemein glücklich und erfolgreich sein. Wichtig ist, dass man den Kindern und Jugendlichen sagt: „Du kannst wirklich an dich glauben!“

Infos: www.klinikumwb.de/neuro-und-sozialpaediatrie-potsdam/sozialpaediatrisches-zentrum
Adresse: Horstweg 8a, 14482 Potsdam

Das SPZ Potsdam ist eine der 160 ärztlich geleiteten, multidisziplinären SPZ-Einrichtungen deutschlandweit!

In immer mehr Familien wird aus Zeitgründen, aufgrund mangelnder Kochkenntnisse, aus Bequemlichkeit oder auch Geldnot nur wenig selbst gekocht.

Doch gesundes Essen kann man Kindern am besten über das Kochen vermitteln. Das sinnliche Erfahren – Anfassen, Riechen und Schmecken – und das Erlernen von Fertigkeiten im Umgang mit Lebensmitteln ist ein Schritt zum Aufbau einer weitreichenden Lebenskompetenz, die nicht unterschätzt werden sollte. Und es macht Spaß! 

Wenn Kinder selbst Hand anlegen, schnippeln, rühren, braten, backen, würzen, riechen und anschließend schmecken, was sie aus den Nahrungsmitteln gezaubert haben, ist das eine wichtige ganzheitliche Erfahrung. Da wir Erwachsenen im Kochen oftmals nur noch eine notwendige Handlung sehen und vielleicht nur zu besonderen Anlässen viel Zeit dafür investieren, übersehen wir leicht, wie umfassend bildend das gemeinsame Kochen ist.

  • Gemeinsames Kochen stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kind.
  • Vom Einkaufen der Zutaten bis zum Verzehr können auch schon junge Kinder mitwirken. Der Prozess der Entstehung eines Produktes wird von Anfang bis Ende erfahren.
  • Die Sinne werden beteiligt: Schmecken, Fühlen, Riechen, Sehen – und wenn man in das knackige Gemüse beißt, sogar das Hören.
  • Die Kinder erleben sich als selbstwirksam und es entsteht ein wertvolles Endprodukt von echtem Nutzen und Genuss.
  • Feinmotorische und koordinatorische Fähigkeiten werden geschult.
  • Selbstgekochtes Essen ist meist viel gesünder als Fertigessen. Regelmäßig selbst zu kochen, schafft die Grundlage für eine gesunde Ernährung.

Je nach motorischen Fähigkeiten können auch schon ganz kleine Kinder mitmachen. Erbsen pulen, Möhren schrubben oder schälen, Teig kneten und später dann Gemüse schneiden, im Topf umrühren, würzen … natürlich immer unter der Aufsicht von Erwachsenen. Plant am besten etwas mehr Zeit ein!

Tipp: Stellt mit eurem Kind selbst ein Kochbuch zusammen mit ganz persönlichen Lieblingsrezepten und vielleicht eigenen Fotos vom Ergebnis.

Zum Weiterlesen: Die Zwergenstübchen-Kochbücher eignen sich sehr gut zum gemeinsamen Kochen und Backen. Die etwas Retro anmutenden Bücher sind auch gut geeignet für kleinere Kinder und es gibt eine große Auswahl von ihnen – so ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Das neuste ist „Das große Backbuch“, ISBN 978-3-7806-2035-4, 14,95 €

Text: Antje Kösterke-Buchardt

Selektiver Mutismus betrifft Menschen, die konsequent und hartnäckig in ganz bestimmten Situationen oder auch bei bestimmten Personen schweigen, obwohl sie grundsätzlich fähig sind zu sprechen und es in vertrauten Situationen auch unbefangen tun.

Etwa 1 von 100 Kindern zeigt ein solches Verhalten, wobei Mädchen etwa 1,5 Mal häufiger davon betroffen sind als Jungen. Selektiver Mutismus tritt erstmals zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr auf. Ganz wichtig ist, dass kein Kind schweigt, weil es dies will, und das Schweigen ist kein Ausdruck von Trotz oder Protest. Die Kinder leiden unter ihrem Schweigen und sind bei Nichtbehandlung langfristig in ihren sozialen Verhaltensweisen und damit in ihrer kindlichen Entwicklung beeinträchtigt. Sie können nicht ihrem Alter entsprechend am sozialen Leben ihrer Umwelt teilnehmen.

Eine direkte Ursache ist nicht bekannt. Vielmehr wirken viele verschiedene Faktoren zusammen, die schließlich zum konsequenten Schwei­gen führen. Aber oft betrifft es eher ängst­liche Kinder. Fast 50 Prozent der Kinder mit selektivem Mutismus zeigen weitere sprachliche Auffälligkeiten. Andere Kinder zeigen zusätzlich Unsicherheiten im Sozialverhalten.

Risikofaktoren für selektiven Mutismus können das familiäre Lernumfeld, die sprachliche Entwicklung, Migration (zum Beispiel durch die Mehrsprachigkeit) und einschneidende Lebensereignisse sein. Wichtig ist eine ausführliche Untersuchung, nicht nur um andere Entwicklungsbeeinträchtigungen auszuschließen, sondern auch, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Als erste Ansprechpersonen sind hier die Kinderärzt*innen zu nennen. Dort werden dann die weiteren Diagnostikschritte und Therapiemöglichkeiten besprochen.

Wurde die Diagnose „Selektiver Mutismus“ gestellt, muss die richtige Therapieform gefunden werden. Es gibt nicht die eine Therapie, sondern es bleibt im Einzelfall zu entscheiden, was am besten für das Kind ist. Neben der sprachtherapeutischen Behandlung gibt es auch die Möglichkeiten der heilpädagogischen Förderung, der Psychotherapie und in vereinzelten Fällen auch der medikamentösen Therapie, begleitend zu den anderen Therapien. Allgemeine Förderhinweise lassen sich nur schwer geben, da für jedes Kind individuell geschaut werden muss, was für das Kind gut funktioniert. In erster Linie sollte es darum gehen, die Ängste des Kindes zu reduzieren, die nonverbale Kommunikation sowie die soziale Interaktion zu stärken, bevor am Sprechen gearbeitet wird.

Unser Buchtipp: „Nenn mich Löwe“

Antje Kösterke-Buchardt
Dipl.-Patholinguistin, Dyslexietherapeutin, Entspannungspädagogin
Logopädische Praxis im HNC
www.logopaedie-im-hnc.de

Foto: © FlischPic Fotografie

Wenn ein Kind an einer schweren, vielleicht sogar lebensbedrohlichen Erkrankung leidet, beherrschen große Angst und vielfältige Sorgen den Alltag der Familien. Das gesamte Familienleben verändert sich schlagartig. Die Suche nach der Ursache der Erkrankung, die Unsicherheit über den Krankheitsverlauf und mögliche Heilungschancen – all das kann sehr langwierig sein. Wie kann die Situation bewältigt werden und wo finden die Familien Hilfe? Und wie kann diese Hilfe aussehen?

Das alles erklärt ein fünfminütiger anschaulicher Film. Der Bundesverband Kinderhospiz e.V. war Teil des Projektes. Die Produktion wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Sie entstand unter der Leitung von Prof. Dr. Boris Zernikow am Kinderpalliativzentrum Datteln, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln – Universität Witten/Herdecke, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhospizverein, dem Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband, dem Bundesverband Kinderhospiz und der Deutschen KinderPalliativStiftung.

Der Bundesverband Kinderhospiz e.V. vertritt zahlreiche stationäre und ambulante Kinderhospizeinrichtungen in Deutschland – auch in Potsdam. Hier betreibt der Verein Kinderhilfe e.V. einen  ambulanten Kinderhospizdienst in dem Über 90 Familien betreut werden. Hierhin können sich betroffene Familien aus Potsdam und Umgebung wenden!

Infos für Potsdam, Berlin und das Land Brandenburg: kinderhilfe-ev.de

Auch das Hilfeportal des Bundesverbandes der Kinderhospize bietet schnelle Ansprechpartner und Informationen mit dem Oskar-Sorgentelefon: 0800.8888 47 11 oder auf der Webseite frag-oskar.de

Der Sommer ist warm, alles ist grün, die Badeseen locken und Spaziergänge in der Natur bringen gute Laune. Lästig sind mitunter die vielen Mücken, aber so richtig unangenehm können Zecken werden. Und wenn der Sommer feucht ist, wird es voraussichtlich viele davon geben! Die winzigen Tierchen übertragen verschiedene Erreger, die schwere Krankheiten auslösen können wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose.

Die Infektion mit dem FSME-Virus kann zu einer lebensgefährlichen Hirnhaut- oder Gehirnentzündung führen. Zecken, die dieses Virus übertragen, gibt es in Deutschland vor allem im Süden. Bewohner*innen von Risikogebieten wie Baden-Württemberg und Bayern, wo regelmäßig FSME-Erkrankungen auftreten, rät das Robert-Koch-Institut deshalb zu einer Impfung. Der Landkreis Potsdam zählt nicht dazu, wohl aber Gebiete im östlichen Brandenburg. Siehe Karte: www.rki.de

Keine Entwarnung gibt es hingegen für die Borreliose. Sie ist eine Infektionskrankheit, bei der die Organe, das Nervensystem, die Gelenke und das Gewebe von Bakterien befallen werden. In einem späteren Stadium der Krankheit kann es zu Herzproblemen und Gesichtslähmungen kommen. Die Borreliose kann überall in Deutschland auftreten, aber nicht alle Zecken sind mit dem Borreliose-Bakterium infiziert und auch nicht alle Borreliose-Bakterien machen krank. Übertragen wird die Krankheit in Europa vor allem von einer Zeckenart, dem „Gemeinen Holzbock“.

Das Tückische an der Borreliose ist, dass sie viele Symptome hat, die denen anderer Krankheiten ähneln und die Diagnose somit erschweren. Dazu gehören Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen. Oft kommt es zu einer ringförmigen Hautrötung rund um die Einstichstelle, die in der Regel erst nach Wochen auftritt. Bei einer solchen Hautveränderung, aber auch bei grippeähnlichen Symptomen sollte man unbedingt zum Arzt gehen, denn im Frühstadium lässt sich die Krankheit mit Antibiotika noch behandeln.

Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht. Aber je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, an Borreliose zu erkranken. Die Borrelien übertragen sich erst Stunden nach dem Saugen auf das Blut des Wirtes. Mit einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte (sieht aus wie eine Geldkarte mit einem Einschnitt) aus der Apotheke lässt sich das Tier leicht herausziehen. Bleiben Reste der Zecke in der Einstichstelle, sollte ein Arzt diese fachgerecht entfernen. Wichtig ist, dass die Zecke beim Entfernen nicht zerquetscht wird, weil sie sonst weitere Krankheitserreger ausscheidet. Hausmittel wie Öl oder Klebstoff zum Abtöten der Zecke wirken kontraproduktiv, da die Zecke im Todeskampf verstärkt Krankheitserreger in die Wunde abgibt.

Wer sich auf Wiesen und im Wald aufgehalten hat, sollte danach auf einem hellen Untergrund seine Kleidung ausziehen und diese sowie seinen Körper nach Zecken absuchen. Das gilt natürlich auch für die Kinder. Da Zecken so winzig sind und man ihren Stich kaum spürt, werden sie oft sehr spät bemerkt. Weil sie dünne und warme Hautstellen bevorzugen, lohnt es sich, besonders gründlich in den Kniekehlen, Armbeugen, Achselhöhlen, am Hals und am Kopf sowie im Schritt nach ihnen zu suchen.

Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können Zecken in die Wohnung schleppen. Daher ist es ratsam, seine Haustiere regelmäßig gründlich abzusuchen und die Zecken zu entfernen.

Einen sicheren Rundumschutz vor Zeckenstichen gibt es nicht. Auch Anti-Zeckenmittel wirken nur begrenzt, aber das Risiko lässt sich durch einfache Maßnahmen verringern. Auf heller Kleidung sieht man die Zecken schneller und kann sie noch rechtzeitig entfernen. Beim Wandern durch hohes Gras hilft es, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Wer geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosenbeinen trägt, bietet den Zecken weniger Angriffsfläche.

Hier die Tipps noch mal in Kürze:

  1. Beim Aufenthalt in hohem Gras, im Unterholz im Wald und zwischen Sträuchern sollte dein Kind langärmelige Hemden, lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen. Die Hose kann man auch in die Socken stecken.
  1. Auf heller Kleidung können die winzigen Tierchen leichter entdeckt und entfernt werden.
  1. Verwende gegebenenfalls ein zeckenabweisendes Mittel.
  1. Die wichtigste aller Regeln: Die Kleidung gleich zu Hause auf einem hellen Untergrund ausziehen und diese und dein Kind gründlich nach Zecken absuchen, besonders an warmen und geschützten Stellen wie unter den Armen und in den Kniekehlen.
  1. Falls du eine Zecke am Körper entdeckst, entferne sie möglichst schnell. Am besten geht das mit einer Zeckenkarte, -zange oder -schlinge, mit einer Pinzette oder notfalls mit den Fingernägeln. Fasse die Zecke nah der Haut im Kopfbereich und ziehe sie in einer kontrollierten Bewegung senkrecht aus der Haut – beherzt, aber trotzdem vorsichtig. Möglichst nicht quetschen. Desinfiziere die Stichstelle anschließend sorgfältig und kontrolliere, ob der Kopf mit entfernt wurde.
  1. Nach einem Zeckenstich sollte die Hautstelle etwa sechs Wochen lang im Blick behalten werden. Dass sie sich unmittelbar nach dem Stich rötet, ist normal. Diese Rötung sollte jedoch innerhalb einiger Tage abklingen. Gegebenenfalls markiere die Stelle mit einem kleinen Kugelschreiberkreis oder fotografiere sie, damit du sie kontrollieren kannst. Rötet sich die Haut Tage bis Wochen nach dem Stich erneut, solltet ihr einen Arzt aufsuchen. Bei diesen Symptomen ist ein Gang zum Arzt auf jeden Fall angesagt: Kopfschmerzen, Wanderröte, grippeähnliche Beschwerden, Lähmungserscheinungen.

Gefährliche Apnoen gibt es auch bei Kindern

Dass manche Erwachsene in der Nacht Atemaussetzer haben, ist bekannt. Durch Veranlagung, eine schlaffe Rachenmuskulatur, angeborene Fehlstellungen des Unterkiefers oder eine Nasenscheidewandverkrümmung kann die Atmung behindert werden. Weitere Risikofaktoren für die „Obstruktive Schlafapnoe“ sind Übergewicht und regelmäßiger Alkoholkonsum. Aber bei Kindern? „Ja, das gibt es auch“, sagt Thomas Erler, Ärztlicher Leiter und Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Klinikum Westbrandenburg in Potsdam und Leiter des Kinder-Schlaflabors. „Bei Kindern sind oft vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln die Ursache für die nächtlichen Atemaussetzer. Auch Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder einer Rückverlagerung des Unterkiefers können nachts Atemprobleme bekommen.“

Schnarcht ein Kind über einen längeren Zeitraum, sollten Eltern das ernst nehmen. Atemaussetzer beeinträchtigen die Qualität des Schlafes und führen gerade bei jüngeren Kindern auf Dauer zu Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen. Wird die Atmung im Schlaf behindert, kommt es zu einem Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut. Das merkt das Gehirn glücklicherweise und das Kind wacht von selbst auf, damit die Muskulatur sich strafft und bei der nächsten Atmung wieder genügend Sauerstoff ins Blut gelangt. Wo ist also das Problem? „Wenn das in der Nacht regelmäßig passiert, kommt das Kind nicht mehr in die Tiefschlafphase, die für die Entwicklung des Gehirns entscheidend ist“, erklärt Erler.

Entwicklungs- und Wachstumsverzögerun­gen, nächtliches Schwitzen, Einnässen und Kopfschmerzen am Morgen können bei Kindern Folge einer gestörten Atmung in der Nacht sein. Manche Kinder sind tagsüber sehr müde, andere durch den gestörten Nachtschlaf erst recht aufgedreht und hibbelig. Um sich Klarheit zu verschaffen, sollten Eltern den Kinderarzt konsultieren, der gegebenenfalls eine Untersuchung im Schlaflabor verordnet.

Dort verbringt das Kind meist zwei Nächte. Die erste Nacht ist so ungewohnt für das komplett verkabelte Kind, dass es nicht entspannt genug schläft, um zuverlässige Messergebnisse zu erhalten. „Wir nehmen auch die Eltern mit auf, damit sich das Kind sicher fühlt“, sagt Erler. Im Schlaflabor werden die Herz- und Atemfrequenz, der Sauerstoffgehalt im Blut sowie die Hirnaktivitäten beim Schlafen gemessen und protokolliert. „An den Ergebnissen lässt sich ablesen, wie ausgeprägt das Schnarchen beziehungsweise die Atemaussetzer sind und ob das Kind überhaupt noch Tiefschlafphasen erreicht.“

Ist das nicht der Fall, kann die Entfernung von Rachenmandeln oder Polypen helfen. Manche Kinder müssen mit einer Sauerstoffmaske schlafen. Das ist aber extrem selten. Rund sieben Prozent aller Kinder schnarchen und nur zwei Prozent aller Zwei- bis Fünfjährigen leiden unter einer Schlafapnoe. Erler sieht die Untersuchungen im Schlaflabor als Riesen-Fortschritt an: „Früher haben Ärzte die Menschen immer nur im Wachzustand untersucht, obwohl wir rund ein Drittel unseres Lebens schlafend verbringen. Dank modernster Technik können wir heute gute Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten anbieten.“ (Maren Herbst)

Artikel aus: November 2018

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Schlaft schön!

„Das verwächst sich schon“ - diese Aussage hört man immer wieder, wenn es um den kindlichen Körper und (vermeintliche) Fehlstellungen geht. Ein Beispiel: O- oder X-Beine. Bei Geburt haben Säuglinge zunächst O-Beine. Dies ist völlig normal. Mit Laufbeginn entwickeln sich daraus langsam X-Beine und mit zunehmendem Alter sollten sie gerade werden. Es gibt also tatsächlich Phasen, in denen es sich nicht um eine Fehlstellung handelt, sondern um eine Entwicklungsphase. Abwarten ist also erstmal in Ordnung.

Sind die O-Beine oder X-Beine zum Schulbeginn noch deutlich sichtbar, sollte die Ursache gefunden werden. Dann ist also Handeln wichtig. Die Ursache könnte eine Fuß­fehls­tellung oder eine Fehlstellung im Hüftgelenk oder im Knie­ge­lenk sein. Vielleicht befindet man sich aber auch im Bereich des Normalen.

Hat man den Verdacht, dass das Kind unter einem orthopädischen Problem leiden könnte, ist die Kinderärzt*in die erste Ansprechpartner*in. Hier wird geschaut, ob es sich um einen der „Abwarte-Fälle" oder um etwas handelt, das genauer begutachtet werden sollte. Dann können Spe­zia­list*innen hinzugezogen werden, zum Beispiel aus dem Bereich der Kinderorthopädie. Das Spektrum dieser spezialisierten Ärzt*innen ist breit gefächert und deckt unter anderem den Rücken, die Hüfte sowie Arme, Beine und Füße der kleinen Pa­tient*innen ab. Drei der klassischen Krankheitsbilder aus diesem Bereich stellen wir hier vor:

Plattfüße und Knick-Senk-Füße
Auf den ersten Blick scheinen viele Babys unter Plattfüßen zu leiden, was an der Fettschicht liegt, die als Polster für den Fuß dient. Diese Schicht schwindet, sobald das Kleinkind zu laufen beginnt. Das in diesem Alter noch leicht formbare Fußskelett bildet dann das Fußgewölbe. Ungefähr im Alter von 5 bis 6 Jahren ist dieser Prozess abgeschlossen – und dann können Knick-Senk-Füße entstehen. Ursachen können Übergewicht, schlechtes Schuhwerk oder fehlende Bewegung sein. Es kommt zu einer Verformung des Fußknochens mit dem Resultat, dass die Fußfläche auch ohne Belastung direkt auf dem Boden liegt. Ob und wie die Knick-Senk-Füße dann behandelt werden müssen, sollte man abklären.

Skoliosen
Die sogenannte Idiopathische Skoliose, eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, zeigt sich meist mit Beginn der Pubertät. Als Ursache vermutet man, dass bestimmte Abschnitte der Wirbelsäule unterschiedlich schnell wachsen. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Die Kinder klagen über Schmerzen im Rücken bei Belastung. Äußerlich erkennbar ist, dass die Schultern nicht gerade sind, das Kind steht seitlich schief. Häufiger als diese Form der Skoliose ist die funktionelle Skoliose. Ursachen können Bein­längendifferenzen oder ein muskuläres Ungleichgewicht sein.

Morbus Osgood Schlatter
Von dieser Erkrankung sind vor allem übergewichtige oder sportlich aktive Kinder betroffen, zumeist Jungen. Es handelt sich um eine Entzündung der Befestigung des großen Oberschenkelmuskels an der Vorderseite des Schienbeins knapp unterhalb des Knies. Bemerkbar macht sie sich durch Schmerzen im oberen Teil des Schienbeins, zum Beispiel wenn Sport getrieben wird. Morbus Osgood Schlatter ist eine gut ausheilende Wachstumsstörung. Schwierig, gerade für aktive Kinder, ist dabei, dass sie für eine Weile ihren Sport deutlich reduzieren müssen.

Viele Symptome, die man in der körperlichen Entwicklung seiner Kinder bemerkt und die erstmal beunruhigen, bieten aus ärztlicher Sicht deutlich weniger Anlass zur Sorge, denn sie verwachsen sich tatsächlich. Dies gilt für den in Phasen auftretenden nächtlichen Wachstumsschmerz ebenso wie für viele Formen der Haltungsschwäche. Sie stehen häufig mit hormonellen Veränderungen im Zusammenhang oder sind Folge mangelnder Bewegung. Wenn ein Kind länger anhaltende Beschwerden hat oder ausgeprägte äußere Auffälligkeiten, sollte man das jedoch immer ernst nehmen. Die gute Nachricht: Werden orthopädische Probleme bei Kindern früh genug entdeckt, lassen sie sich meist gut korrigieren.

Kinderfuß-Fakten
  • 90 % der Kinderfüße sind bei der Geburt gesund
  • beim Eintritt ins Schulalter weisen 50 % Fußfehlhaltungen auf
  • 2/3 der Kita-Kinder tragen zu kleine Schuhe
  • 1/3 der Kinder gibt an, niemals bewusst barfuß gelaufen zu sein

Tipps für gesunde Kinderfüße

Babys strampeln lassen
Lege dein Baby immer wieder auf eine Decke auf dem Boden, so dass es sich frei bewegen und die Beinchen strecken kann. Autositz und Babywippe sollten so sparsam wie möglich genutzt werden.

Barfußlaufen für gesunde Füße
Häufiges Barfußlaufen kräftigt Fußmuskulatur und Fußgewölbe und ist deshalb die beste Vorsorge gegen Fuß- und Beinfehlstellungen. Statt auf Hausschuhe mit festen Sohlen kannst du auf ABS-Söckchen mit Anti-Rutsch-Noppen zurückgreifen.

Auf gutes Schuhwerk achten
Sobald ein Kind draußen unterwegs ist, braucht es natürlich Schuhe, die den Fuß vor Kälte, Nässe und Verletzungen schützen. Kinderschuhe sollten weich und biegsam sein, damit der Fuß genügend Bewegungsfreiheit hat. Lass dich beim Schuhkauf beraten und achte auf eine gute Qualität.

Kinderschuhe müssen passen
Es ist nervig, dass die Kleinen in kürzester Zeit aus ihren Schuhe rauswachsen. Ganz wichtig ist es, dass man zu kleine Schuhe rechtzeitig gegen neue, passende austauscht. Kinder merken noch nicht, ob ein Schuh zu klein ist oder drückt, denn das Nervensystem ist nicht ausreichend entwickelt. Junge Kinder haben dadurch kein Druckempfinden. Besser: Füße vermessen, zum Beispiel mit dem WMS-System.

Interview

In der Klinik für Kinder- und Neuroorthopädie der Potsdamer Oberlinklinik werden Patient*innen vom Säuglingsalter bis zum 18. Lebensjahr behandelt. Wir haben Dr. med. Rasmus Ebel, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, einige Fragen zum spezifischen Fachbereich der Kinderorthopädie gestellt und danken ihm für seine Antworten!

Foto: Oberlinklinik gGmbH/Fotostudio Prokopy

Herr Dr. Ebel, warum braucht man das Spezialgebiet der Kinderorthopädie?

Die Kinderorthopädie befasst sich speziell mit den Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates der Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen. Da es hier verschiedenste Krankheitsbilder in den jeweiligen Lebensabschnitten geben kann, ist eine spezialisierte Vorsorge, Diagnostik und Behandlung erforderlich, und diese wird durch die Kinderorthopädie gewährleistet.

Wie können Eltern Fehlhaltungen oder Beschwerden bei ihren Kindern erkennen und was raten Sie ihnen?

Viele Fehlhaltungen erkennen die Eltern häufig mit dem bloßen Auge, einige Fehlhaltungen sind versteckt, hier bedarf es dann einer fachärztlichen Beratung. Häufige Beschwerden sind belastungsabhängige, wiederkehrende Schmerzen in verschiedenen Gelenkbereichen wie zum Beispiel dem Kniegelenk, hier sollte bei häufiger Angabe von Schmerzen zügig eine kinderorthopädische Ambulanz aufgesucht werden.

Welche orthopädischen Erkrankungen treten üblicherweise im Kindesalter auf?

Es gibt eine Vielzahl von kinderorthopädischen Erkrankungen, die häufig konservativ (ohne Operation, die Red.) behandelt werden können, selten einer operativen Therapie bedürfen. Vom „einfachen“ und schmerzlosen Knick-Senk-Fuß bis zur schweren kindlichen Hüftkopf-Durchblutungsstörung kann alles dabei sein.

Woran können Eltern erkennen, ob ihr Kind an so einer Erkrankung leidet?

In einigen Fällen ist die häufig wiederkehrende Schmerzangabe des Kindes der entscheidende Hinweis. Aber auch sichtliche Fehlhaltungen oder häufiges Stolpern können ein Hinweis auf eine kinderorthopädische Erkrankung sein.

Wie werden solche Erkrankungen in der Klinik diagnostiziert?

Nach einer ausführlichen Untersuchung der Kinder kann die Empfehlung zu einer Röntgenuntersuchung gestellt werden. Anhand dieser kann zum Beispiel nach ausführlicher Bemessung der Hüft-Winkel eine Hüftdysplasie festgestellt werden.

Wie laufen die Behandlungen bei Ihnen ab (ambulant/stationär oder beides)?

Ein Großteil unserer Patienten kann glücklicherweise ambulant und konservativ behandelt werden. In seltenen und schwereren Fällen bedarf es einer operativen Therapie zur Versorgung der Erkrankung, diese erfolgt dann auf unserer speziell dafür entwickelten Kinderstation.

Sind Menschen, die im Kindesalter an einer orthopädischen Erkrankung litten, ihr Leben lang auf ärztliche oder physiotherapeutische Unterstützung angewiesen?

Die meisten Erkrankungen sind ohne dauerhafte Schädigung zu therapieren. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, bei denen längerfristige, teilweise jahrelange Therapien und Physiotherapien sowie Hilfsmittel angewendet werden sollten.

Hüftsonographie bei Säuglingen – eine sinnvolle Vorsorge

Die risikofreie Ultraschalluntersuchung erfolgt im Rahmen der U3 (4.-6. Lebenswoche). Der Säugling wird dazu in Seitenlage in eine spezielle Schiene gelegt. Die Kinderärzt*in oder Orthopäd*in untersucht mittels Schallkopf und Untersuchungsgel beide Hüften. Auf dem Ultraschall werden die Form der Hüftgelenkspfanne und die Überdachung des Hüftkopfes dargestellt. So können Hüftreifungsverzögerungen oder angeborene Hüftgelenksdeformierungen frühzeitig erkannt und bei Bedarf behandelt werden. Denn eine nicht erkannte oder nicht therapierte Hüftdysplasie kann zu bleibenden Schäden des Hüftgelenks und im weiteren Leben zu Problemen führen, wie zum Beispiel Gangstörungen, Humpeln oder Schmerzen (Arthrose). Eine Dysplasie kann durch „breites Wickeln“ oder eine Schiene behandelt werden. Mit diesen Therapien können beinahe alle Hüftentwicklungsstörungen vollständig geheilt werden. Die Untersuchung dauert etwa 10 bis 20 Minuten und kann zur Kontrolle erneut durchgeführt werden.

Armut, Trennung, Misshandlung, Eltern mit Drogenproblemen – Kinder, die in derartigen Kontexten aufwachsen, haben vermutlich schwere Ausgangsbedingungen für ihre Entwicklung. Dennoch haben Forscher*innen festgestellt, dass es Kinder gibt, die psychisch so robust sind, dass sie auch unter schwierigsten Bedingungen gesunde, beziehungsfähige und zufriedene Erwachsene werden. Wie kann das sein? Mit dieser und anderen Fragen befasst sich seit den 50er Jahren die Resilienz-Forschung.

Resilienz ist ursprünglich ein Begriff aus der Materialforschung, der auf die menschliche Psyche und Entwicklung angewendet so etwas wie „Widerstandsfähigkeit“ bedeutet. Kinder, Familien oder Erwachsene werden als resilient bezeichnet, wenn sie auch unter ungewöhnlich schwierigen Bedingungen ohne emotionale oder psychische Folgeschäden gesund bleiben.

Diese Widerstandsfähigkeit wünschen wir uns doch alle für uns und unsere Kinder, oder? Insbesondere in diesen Pandemiezeiten, wo viele Kinder und Familien ja schon seit zwei Jahren ungewöhnlich schwierigen Bedingungen ausgesetzt sind. Doch haben wir darauf Einfluss? Kann man Resilienz fördern oder gar erlernen?

„Jeder kann resilienter werden und das lernen“, ist sich Nicole Schöbe, Resilienztrainerin aus Potsdam, sicher. Die Systemische Kinder-, Jugend- und Familienberaterin hat soeben ihre Ausbildung zur Resilienztrainerin für Familien abgeschlossen und erklärt, dass es zwar auch Kinder gibt, die von ihrer Veranlagung her schon sehr resilient sind, dass man aber herausgefunden hat, dass es verschiedene Faktoren (siehe Seite 10) gibt, die man durchaus beeinflussen und entwickeln kann, um Resilienz zu fördern. Am wichtigsten für Kinder seien dabei die Eltern oder anderen Bezugspersonen, die als Vorbilder dienen. Wenn diese eine konstruktive Haltung bei der Problembewältigung zeigten, macht es das Erlernen von Widerstandsfähigkeit und Stabilität für die Kinder sehr viel einfacher.

2019, kurz vor Ausbrechen der Coronapandemie, erschien Thomas Boyces Buch „Orchidee oder Löwenzahn? – Warum Menschen so unterschiedlich sind und wie sich alle gut entwickeln können“. In seinem Buch nannte er die Kinder, die eine natürliche Widerstandsfähigkeit mitbringen, „Löwenzahnkinder“ mit der „Blühe, wo du gepflanzt bist“-Fähigkeit. Besonders wichtig ist ihm, dass jedoch auch die sensibleren Kinder, die er „Orchideenkinder“ nennt, „… über eine einzigartige Kombination physiologischer und psychologischer Eigenschaften [verfügen], und ein Verständnis dieser Neigungen kann zu mehr Bewusstsein, Erfolg und Zufriedenheit führen.“ (S. 13). Allen Kindern sei es daher möglich, Widerstandsfähigkeit zu entwickeln.

Wie entwickelt sich Resilienz?

Schon im Säuglingsalter geht es los – eine gute Bindung zu den Eltern in dieser frühkindlichen Phase ist der erste Baustein der Resilienz-Entwicklung. Im Kleinkindalter erlernt das Kind mit zunehmender sprachlicher und geistiger Entwicklung, sich auszudrücken, die eigenen Gefühle zu benennen und Gedanken zu formulieren. Kinder bilden idealerweise ein positives Selbstbild aus, lernen, ihre Gefühle nicht nur zu erkennen, sondern auch zu steuern, und erleben sich als selbstwirksam: sie erfahren, dass sie ihre Umwelt beeinflussen können und dass ihr Handeln etwas bewirkt. So entwickeln sie zunehmend Problemlösestrategien und können diese anwenden. Sie können Zukunftsziele formulieren und diese zielstrebig verfolgen. Mit einer optimistischen Haltung übernehmen sie die Verantwortung für ihr Handeln und schieben eigene Misserfolge nicht auf andere. In einem guten sozialen Kontext können sie auf Unterstützung hoffen und diese gegebenenfalls einfordern.

Das ist – kurz skizziert – die idealtypische Entwicklung. Doch wie können wir Eltern unsere Kinder konkret unterstützen?

Was können wir Eltern tun?

Zunächst sind wir die ersten Bezugspersonen unserer Kinder, wir geben ihnen Halt, Geborgenheit und Sicherheit. Man hat festgestellt, dass eine feste Bezugsperson, die einem Kind Wertschätzung und Verständnis entgegenbringt, schon für die Resilienz-Entwicklung ausreichend sein kann. Auch der Kontakt mit Gleichaltrigen und Beziehungen zu Erziehenden stärken die Resilienz. „Ich bin für dich da“ ist die Botschaft, die für Kinder wichtig ist. So können sie bei Bedarf ein offenes Ohr finden, egal, was sie bewegt.

Wichtig ist es, mit unseren Kindern von Anfang an in Kontakt zu sein, mit ihnen zu sprechen, zu kommunizieren – nicht der Blick aufs Smartphone, sondern der Augenkontakt im Kinderwagen, die frühe Ansprache ist hier förderlich. Schon früh Gefühle zu benennen – „Bist du wütend, weil der Ball weggerollt ist?“ – hilft Kindern, ihren Zustand wahrzunehmen, bald Worte dafür zu finden und sich dann ausdrücken zu können. Auch negative Gefühle haben hier ihren Platz und müssen nicht sofort weggetröstet oder weggeredet werden.

Kinder sollten sich als selbstwirksam erleben. Sie haben einen eigenen Willen, der sich durchaus von den Vorstellungen der Eltern unterscheiden kann. In einem angemessenen Rahmen müssen Kinder ihre eigenen Vorstellungen umsetzen können und ihre eigenen Erfahrungen mit den Konsequenzen machen. So erlangen sie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und lernen, sich selbst einzuschätzen. Auch Kinder können schon früh altersangemessen Aufgaben für die Gemeinschaft (Familie) übernehmen: Tisch decken am Wochenende, mit putzen, …

Nicole Schöbe formuliert einen weiteren wichtigen Punkt: „Eltern müssen zulassen, dass ihre Kinder Probleme selbst lösen. Es hilft Kindern überhaupt nicht, sie in Watte zu packen, um ihnen Frustrationen zu ersparen. Ich weiß als Mutter, dass das nicht immer leicht ist, aber nur so lernen sie, zum einen Frustration auszuhalten und zum anderen Lösungsstrategien zu entwickeln.“ Wenn Kinder zudem lernen, dass sie im Zweifelsfall um Unterstützung fragen können, dann sind sie es, die die Situation bestimmen. „Hilfe holen“ ist ja auch eine Lösung.

Manche Dinge muss man einfach aushalten

Bei aller „Lösungsorientiertheit“ gibt es natürlich auch Bedingungen, die man nur wenig oder gar nicht beeinflussen kann. „Die Dinge ändern, die man ändern kann, und die zu akzeptieren, die man nicht ändern kann“, ist hierfür ein hilfreicher Grundsatz. Und: zu unterscheiden, in welchen Situationen Einfluss überhaupt möglich ist (wenn man sich dafür einsetzt, Energie investiert) und welche man akzeptieren sollte. Auch für viele Erwachsene ist das durchaus ein Thema, die Coronasituation ist ein aktuelles Beispiel. Wir haben einige Umstände hinzunehmen und sollten bestrebt sein, das Bestmögliche aus der ohne Zweifel schwierigen Lage zu machen. Dazu müssen wir, beziehungsweise unsere Kinder, gelernt haben, auch mal unangenehme Situationen, Frus­tration, Ungerechtigkeit auszuhalten.

Wir Eltern tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir sie vor allem Unangenehmen bewahren wollen. Sie können lernen, mit Stress umzugehen. Das kann typbedingt ganz unterschiedlich funktionieren: mit Sport als Ausgleich, Yoga, abendlichen Gesprächen über den Tag, über Personen oder Situationen, die man schwierig findet, über Dinge, die nerven, und Gründe dafür.

Eltern sind zu allererst einmal Vorbild. Wie wir mit Krisen und Herausforderungen umgehen, schauen sich unsere Kinder ab! Nicole Schöbe bietet das Resilienz-Training für die ganze Familie an. Denn auch wenn viele Grundsteine dafür in der Kindheit gelegt werden, ist resilient zu werden und zu sein ein Prozess, der das ganze Leben begleitet und auch als erwachsene Person noch gelernt werden kann. Aber auch für andere Beratungs- und Erziehungsthemen kann es sinnvoll sein, sich fachliche Unterstützung zu suchen – für sich oder das Kind. Gerade in dieser besonderen Zeit stoßen viele von uns an ihre Grenzen. Und, wie bereits gesagt: „Hilfe holen“ ist ja auch eine Lösung.

Passend zum Thema möchten wir euch eine soeben veröffentlichte Studie vorstellen: Meine Familie, Corona und ICH. Erarbeitet wurde die Studie, die auf einer Elternbefragung im Land Brandenburg basiert, von der Fachhochschule Potsdam in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Brandenburg. Reinlesen lohnt sich, geht es doch um Schutzfaktoren beim Bewältigen der Corona-Pandemie. Letztendlich waren es überwiegend die Kompetenzen der Familien selbst, die am besten schützten und stärkten. Ihr findet die Studie hier: www.lagf-brandenburg.de

„Beckenboden“ – ein sehr schlichtes Wort für etwas, das im Leben von Frauen eine so zentrale Rolle einnimmt und dessen Funktionieren so wichtig für das eigene Wohlbefinden ist – von einer lustvollen Sexualität bis hin zur Kontrolle der Blasenentleerung – all dies ist Aufgabenbereich dieses Muskelkomplexes.

Was ist der Beckenboden?

Der Beckenboden befindet sich – wie das Wort schon erkennen lässt – im Becken des Menschen. Er besteht aus mehreren Schichten von Muskeln, Sehnen und Bindegewebe, die wie eine Art Hängematte die unteren Organe im Bauchraum an ihrem Platz halten. Die Hängematte hat bei Frauen in drei Bereichen Öffnungen – für die Harnröhre, die Vagina und den Anus. Und für diese drei Bereiche übernimmt sie auch mit die Funktionen des Haltens und Öffnens. Der Beckenboden ist dazu mit fast der gesamten Muskulatur im Bauchraum verbunden, mit Rücken-, Bauch-, Atmungs- und Schließmuskulatur.

Normalerweise bemerken wir den Beckenboden und seine Haltearbeit gar nicht. Wenn wir heben, niesen, lachen, atmen oder aufs Klo gehen, ist aber an all dem der Beckenboden beteiligt. Und er tut dies, ganz ohne dass wir daran denken müssen. Das Gute aber ist: Wir können den Beckenboden auch willentlich an- und entspannen. Denn wenn der Beckenboden schwächelt – spätestens dann können wir ihn trainieren!

Warum verliert der Beckenboden seine Stärke?

Für Frauen ist die erste Erfahrung mit einem geschwächten Beckenboden die Zeit nach der Geburt. In der Schwangerschaft und bei der Geburt hat der Beckenboden viel zu leisten. Nach der Geburt ist er stark gedehnt und muss erst wieder „in Form“ gebracht werden. Das sollte man auch nicht auf die lange Bank schieben, sechs bis acht Wochen nach der Geburt kann die Rückbildungsgymnastik beginnen.

Aber auch nach dem Erlernen der Übungen ist es noch sinnvoll, den Beckenboden regelmäßig zu trainieren. Operationen, überwiegend sitzende Tätigkeiten oder Hormonveränderungen können den Beckenboden schwächen. Und: je älter man wird, desto mehr bauen die Muskeln generell ab – keine schöne Vorstellung. Und natürlich betrifft dies auch den Beckenboden. Regelmäßiges Training hält die Muskeln fit.

Was bringt eine gute Beckenbodenmuskulatur?

Da der Beckenboden mit den Schließmuskeln von Harnröhre und Anus zusammenarbeitet, schützt eine gut trainierte Muskulatur vor Inkontinenz und unkontrolliertem Entweichen von Winden. Die Organe bleiben zudem an ihrem Platz (Gebärmutterabsenkung) und die Körperhaltung wird stabilisiert. Aber auch für eine lustvolle Sexualität bei Mann und Frau ist der Beckenboden relevant: gut durchblutete, aktive Muskeln steigern die Empfindsamkeit. Beim Mann ist der Beckenboden unter anderem für das Zustandekommen und Halten einer Erektion wichtig.

Beckenbodentraining?

Gymnastik für den Beckenboden ist einfach zu erlernen, sollte aber am besten angeleitet werden, da das Training möglichst individuell ausgerichtet sein sollte. Beim Training wird zunächst einmal die Wahrnehmung für den Beckenboden geschult. Dazu wird der Beckenboden mehrmals angespannt, die Spannung für eine gewisse Zeit gehalten und die Muskeln dann wieder entspannt. Wichtig ist, dass man während des Trainings nicht den Atem anhält, sondern die Übungen mit der Atmung kombiniert.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Übungen, die den Beckenboden trainieren. Er lässt sich im Stehen, Sitzen oder Liegen kräftigen – mit Hilfe eines Kurses, mit Apps oder in Kombination mit neuesten modernen Geräten, die beim Muskelaufbau unterstützen.

Ein guter, starker Beckenboden sichert Lebensqualität bis ins hohe Alter, eine stabile Körpermitte und unterstützt die gesamte Haltung. Welch schlichter Name für ein so komplexes Gebilde.

Informationen zu Angeboten zu Rückbildung und Beckenbodentraining findest du in unserem Familien-Branchenbuch auf: www.potskids-branchenbuch.de

Zähneputzen gehört bei vielen Kindern nicht zu den beliebten Tätigkeiten, und tatsächlich haben einige immer neue Ausflüchte parat oder auch lauten Protest. Man kann unwillige Kinder in Bezug aufs Zähneputzen vielleicht sogar verstehen – auch Erwachsenen kommt die tägliche Zahnputz-Routine bisweilen etwas öde vor. Nur können die die Folgen von mangelnder Zahnpflege besser überblicken.

Kindern ist das in der Regel noch nicht möglich, daher sollte ihnen in erster Linie mit Verständnis für die Situation begegnet werden. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass Zahnpflege überaus wichtig ist.

Gar nicht sinnvoll ist es, bei Unwillen mit Zahnschmerzen oder dem Gang zum Zahnarzt zu drohen. Zähneputzen darf nicht zur Zwangsmaßnahme werden und die Zahnarztpraxis sollte für Kinder ein positiver Ort bleiben. Also besser Fantasie walten lassen und unsere Tipps ausprobieren!

TIPP 1:
Den Sinn des Zähneputzens erklären und das Wie – auf verständliche Weise

Zähneputzen ist für kleine Kinder ein abstrakter Prozess. Es wird ihnen etwas abverlangt, das sie als lästig empfinden und dessen Sinn sie nicht erkennen. Schließlich könnte man die Zeit doch viel besser zum Spielen nutzen. Erkläre deinem Kind, warum Zahnpflege wichtig ist und zeige ihm, dass mit der Bürste die Zähne geschrubbt werden müssen, um Verunreinigungen zu lösen. Putzen nach dem KAI-Prinzip verhindert, dass Zahnflächen vergessen werden.

TIPP 2:
Zahnbürste und Zahnpasta selbst aussuchen lassen

Während der oralen Phase (Säuglingszeit bis 2. Lebensjahr) nehmen Kinder eine Zahnbürste sofort in den Mund und testen sie. Auch wenn das zunächst nichts mit Zähneputzen zu tun hat, sollten Eltern es unterstützen. Ist dein Kind alt genug, kann es selbst eine Zahnbürste aussuchen (am besten nicht als Auswahl aus dem kompletten Regal, sondern zwischen drei von dir vorausgewählten). Eine altersgerechte Zahnbürste mit bunten Motiven, Tierköpfen oder dergleichen macht Freude und wird lieber benutzt.

Auch an Zahncremes gibt es eine große Auswahl. Von Minze bis Tutti Frutti werden zahlreiche Varianten angeboten. Frage dein Kind nach seinen Vorlieben und akzeptiere, wenn es eine Sorte mal nicht mag und lieber wechseln möchte.

TIPP 3:
Ein Vorbild beim Zähneputzen sein

Kinder wollen in vielen Dingen so sein wie ihre Eltern. Wenn dein Kind also sieht, dass Mama oder Papa die Zähne putzt, kann das dazu führen, dass es mitmachen möchte. Meist bekommen die Kleinen gar nicht mit, wie die Eltern sich um die eigenen Zähne kümmern, was an den anderen Aufsteh- und Bettgehzeiten der Erwachsenen liegt. Man muss es also bewusst einrichten und vielleicht einmal mehr putzen als Elternteil. Wenn man als gutes Beispiel vorangeht, kann dies bei Kindern Wunder wirken.

TIPP 4:
Eine Zahnbürste wie die von Mama

Vielleicht putzt dein Kind die Zähne lieber, wenn es das ein bisschen tun kann wie Mama oder Papa. Benutzt du eine elektrische Zahnbürste, könnte das auch für dein Kind spannend sein. Es gibt sogar spezielle elektrische Zahnbürsten für Kinder. Sie eignen sich ab circa 3 Jahren, da vorher die Koordination noch nicht ausreichend ausgeprägt ist und Verletzungen an den Zähnen und am Zahnfleisch möglich sind. Auch sind die Handteile der Zahnbürsten recht schwer, um von kleinen Händen sicher gehalten und an alle Stellen bewegt zu werden. Manche Zahnärzt*innen empfehlen daher, bis zum 5. Geburtstag zu warten. So eine Zahnbürste wie die der Großen kann für neuen Elan beim Putzen sorgen!

TIPP 5:
Zahnputz-Geschichten machen das Zähneputzen spannend

Wenn du deinem Kind das Putzen der Zähne erklärst, muss das nicht unbedingt nur sachlich und trocken geschehen. Verpacke den Zahnputz-Prozess in eine spannende Geschichte. Ein alter Klassiker ist die von Karius und Baktus, die in den Zähnen der Kinder wohnen. Lass deiner Fantasie freien Lauf!

TIPP 6:
Eine Sanduhr gibt die Zeit vor und macht Spaß

Zwei bis drei Minuten sollte man die Zähne putzen, damit Essensreste und Zahnverunreinigungen aus dem Mund entfernt werden. Für ein Kind ist so eine Zeitspanne ganz schlecht einschätzbar. Schon zwei Minuten können sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Eine Sanduhr verkürzt die Zeit natürlich nicht, kann aber Freude bringen. Sie ist ein besonderer Gegenstand und weckt Interesse, wenn sie selbst benutzt werden darf.

TIPP 7:
Mit Musik geht alles leichter

… auch das Zähneputzen. Und Kinder lieben Rituale. Deshalb hilft es, wenn beim Zähneputzen beispielsweise immer ein bestimmtes Lied gehört wird oder wenn Eltern eins singen. Es gibt sogar spezielle Zahnputz-Songs, einige zum Vorsingen findest du hier.

Müssen Eltern nachputzen?

Eltern sollten die Zähne ihrer Kinder mindestens einmal am Tag nachputzen, und zwar so lange, bis das Kind flüssig schreiben gelernt hat. Dann erst ist die Handmotorik entsprechend ausgereift. Gut ist es, wenn beim Putzen vorne angefangen wird und dann sanft, aber gründlich vom Lippenbändchen zu den seitlichen Zähnen geputzt wird. Es ist wichtig, bei Babys das Lippenbändchen im Oberkiefer zu schonen, es ist besonders schmerzempfindlich.

Was ist das Besondere an einer Kinderzahnarztpraxis?

Es gibt einige Möglichkeiten, ein Kind zum Zähneputzen zu motivieren. Druck sollte keine der gewählten Methoden sein und hat meist einen gegenteiligen Effekt. Mit der richtigen Zahnpflege bleibt dein Kind hoffentlich von schlimmeren Zahnproblemen verschont. Dennoch sollte in regelmäßigen Abständen ein Besuch in einer Zahnarztpraxis stattfinden, anfangs am besten, bevor etwas gemacht werden muss.

In speziellen Kinderzahnarztpraxen verrät oftmals schon die Ausstattung von Wartebereich und Sprechzimmer, dass sich Kinder besonders willkommen fühlen können.

Kinderzahnärzt*innen sind dafür geschult, Bedürfnissen von Kindern zu begegnen. Sie erhalten eine entsprechende Ausbildung und Fortbildungen, in welchen sie beispielsweise lernen, optimal mit den Ängsten ihrer kleinen Patient*­in­nen umzugehen. Dazu gehört neben dem einfühlsamen, kindgerechten Umgang ein sanftes Heranführen an Zahnbehandlungen mit verständlichen Erklärungen und Geduld.

Auch aus fachlicher Sicht kann es durchaus sinnvoll sein, eine Kinderzahnärzt*in zu wählen. Denn Milchzähne sind anders aufgebaut als bleibende. Beispielsweise besitzen diese einen viel dünneren Schmelz. Es ist also Vorsicht geboten, denn die/der Behandelnde kommt schneller an den Nerv des Zahnes ran. Kinderzahnärzt*innen wissen das ganz genau, denn sie haben als Ex­pert*innen für das Milch- und Übergangsgebiss einen geschulten Blick.