Jan (4) geht jeden Abend um 19.30 Uhr müde ins Bett und schläft nach dem Vorlesen gleich ein. Seine ein Jahr ältere Schwester Mia dagegen dreht abends noch mal richtig auf und es dauert lange, bis sie einschlafen kann – manchmal ist es schon nach 21 Uhr, wenn sie zur Ruhe kommt. Nachts wacht sie oft noch mal auf und ist dann morgens ganz schön müde.
Kinder sind ganz unterschiedlich in ihren Einschlafgewohnheiten. Manche Kinder brauchen feste Strukturen, andere sind flexibler. Manchmal reagieren Kinder auch verstärkt auf äußere Umstände, die es ihnen erschweren, den Tag loszulassen. Wir als Eltern können ein einschlafförderndes Umfeld schaffen. Hier ein paar Tipps, was man versuchen kann, wenn das eigene Kind schwer in den Schlaf findet:
Zu allererst einmal ist da die Abendroutine, die helfen soll, den Tag entspannt ausklingen zu lassen. Sie muss nicht erst mit dem Zubettgeh-Ritual beginnen. Für manche Kinder ist es sinnvoll, eine Routine schon beim gemeinsamen Abendessen zu haben. Es wird zusammen gegessen, noch mal über den Tag geredet, was wer erlebt hat, was besonders schön war. Und auch was morgen ansteht, zum Beispiel, was es zum Frühstück geben soll. Oder Kleidung wird zusammen rausgelegt für den nächsten Tag – hier möglichst keine aufregenden Themen besprechen wie einen Arztbesuch zum Beispiel.
Melatonin ist ein Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert und damit wichtig für die Schlafqualität ist. Zum Abendessen oder als Nachtisch kann es daher melatoninhaltiges Essen geben. Dazu gehören zum Beispiel Milch, Joghurt, Sauerkirschen, Walnüsse, Bananen. Daher wohl auch der bekannte Schlaftrunk „Warme Milch mit Honig“. Auf der Seite der AOK findet man allgemeine Informationen dazu: www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/schlaf/hausmittel-zum-einschlafen-im-check
Nach dem Essen sollte es keine aufregenden Aktivitäten mehr geben, keine Kissenschlacht und auch keine audiovisuellen Medien wie Fernseher, Smartphone oder Tablet, denn die schnellen Bilder können durch ihre Reize das müde Kind überfordern oder über seinen Müdigkeitspunkt hinwegbringen. Auch hemmt das blaue Bildschirmlicht die Ausschüttung von Melatonin.
Ein Punkt im Abendritual ist das Waschen/Baden/Zähneputzen und Schlafsachen anziehen – das Startsignal, dass das Zubettgehen nun kurz bevorsteht. Bei kleinen Kindern kann ein Kuscheltier die Routine begleiten, ist beim Vorlesen dabei und geht später mit ins Bett.
Das Kinderzimmer kann für das Ins-Bett-Geh-Ritual schon abgedunkelt werden – mit Kuschellicht. Und dann wird eine Runde gekuschelt, eine ruhige Geschichte wird vorgelesen oder ein ruhiges Spiel gespielt. Puzzeln oder Malen eignen sich gut.
Feste Schlafenszeiten sorgen für Struktur. Kindern, die nur schwer zur Ruhe kommen, fehlt es manchmal an festen Strukturen. Es dauert allerdings etwas, bis die innere Uhr des Kindes sich auf DIE Schlafenszeit eingestellt hat.
Wenn dein Kind abends nicht zur Ruhe kommt, kann es sein, dass es übermüdet und damit „über den Punkt“ hinweg ist, an dem es von sich aus schlafen würde. Kinder, die übermüdet sind, quengeln, weinen, sind schreckhaft oder sehr laut, haben Schluckauf, ziehen sich selbst an den Haaren oder reagieren gar nicht mehr richtig auf Ansprache. Rote und glasige Augen sind auch ein Hinweis auf Übermüdung. Dann sollte dein Kind früher ins Bett gebracht werden, denn ist es erst einmal übermüdet, dreht es wegen der ausgeschütteten Stresshormone auf. Auch schrecken übermüdete Kinder nachts häufiger auf, weil die Stresshormone noch in ihrem Körper aktiv sind. Ist dein Kind erst einmal übermüdet, braucht es etwas Geduld und eine ruhige Umgebung, bis es wieder zur Ruhe kommt. Selbst Spieluhren und Mobiles können einfach nur weitere Reize sein, die erneut Stress verursachen. Vielleicht hilft Körperkontakt, ruhiges Kuscheln oder auf dem Arm tragen – je nach Alter.
Wenn das abendliche Einschlafen sich zu einem echten Problemfeld auswächst, sollte man sich Unterstützung beim Kinderarzt oder in einer Beratungsstelle holen. Ausführliche Informationen zum Thema Schlafen findet ihr auch auf der Themenseite von PotsKids! unter der Kategorie „Familienleben“ im Internet: potskids.de/themen. Dort erklärt unter anderem der Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Klinikum Westbrandenburg, Prof. Dr. Thomas Erler, in sechs Artikeln einiges zum Thema Schlaf vom Babyalter bis zur Pubertät.